In der Lebenskrise

Ein tödlicher Unfall brachte die Wende

Die Schuld an einem Verkehrsunfall, der eine junge Frau tödlich verletzte, hat das Leben von Monika C.* schlagartig verändert. Dass es eine Veränderung zum Guten wurde, hat mehr mit Vergebung als mit Schuld zu tun.
Unfall

Monika C. reist vom Tessin in ihre alte Heimat, um Freunde zu besuchen. Sie parkiert ihr Auto auf dem Trottoir, um noch schnell im Blumenladen einen Strauss zu besorgen. Sie will aussteigen, da passiert es. Eine Velofahrerin prallt mit voller Wucht in die sich öffnende Autotür und bleibt bewusstlos auf der Strasse liegen. Polizei, Ambulanz – das Unfallopfer, eine sechzehnjährige Gymnasiastin, wird mit einer Schädelfraktur ins Spital gefahren, wo sie einen Tag später stirbt.

Lebenskrise

Monika C., etwas über 30, Leiterin eines christlichen Erholungsheims im Tessin, befand sich damals in einer Lebenskrise. In ihrem erlernten Beruf, Primarlehrerin, war sie unglücklich. Die Stelle im Tessin hatte sich als Ausweg angeboten – aber war es das, was sie wirklich wollte? Eigentlich hätte sie viel lieber geheiratet. Letztlich war sie desorientiert und wusste nicht, wohin sie ihr Leben steuern sollte.

Und dann der Unfall, der Schock. Sie verstand ihn augenblicklich als Anrede Gottes: „In dem Moment sprach Gott zu mir: ‚Halt, stopp! Jetzt ist Schluss mit deinem ziellosen Umherwandern.’“

Trost im Schrecklichen

Monika C. konnte die nächsten Tage bei einer befreundeten Familie in der Nähe wohnen. Sie fand in dem Ehepaar ein gesprächsbereites Gegenüber. Damals sprach noch niemand von Care-Teams und psychologischer Betreuung. „Wir haben über mein ganzes Leben geredet und sie haben für mich gebetet. Die Bibel ist für mich lebendig geworden wie nie zuvor. In jenen Tagen wurde mein Leben auf eine neue Grundlage gestellt. Ich habe begriffen, dass Gott lebt und dass er mich leitet, auch in dem Schrecklichen, was mir geschehen ist. Auch mein weiterer beruflicher Weg hat sich geklärt.“

In der ersten Zeit war Monika so erschüttert, dass sie ausserhalb ihrer selbst kaum etwas wahrnehmen konnte. Dann die Abdankung. „Ich erinnere mich heute noch an den Predigttext: ‚Sättige uns führe mit deiner Gnade’, Psalm 90,14. Die junge Frau, die den Unfall nicht überlebt hatte, war auch gläubig. Das war mir bei all dem Entsetzen, dass ich ihren Tod verursacht hatte, ein grosser Trost. Ich wusste sie in Gott geborgen.“

Monika C. besuchte die Eltern des Opfers und lud sie später ins Ferienheim im Tessin ein. „Sie haben mir nicht ein einziges Mal einen Vorwurf gemacht,“ sagt sie voller Erleichterung.

Ein neues Leben

Nach einigen Monaten fand die Gerichtsverhandlung statt. „Meine Freunde haben mich begleitet“, erzählt Monika. „Ich erinnere mich nicht mehr, was geredet wurde, aber ich weiss, dass plötzlich wie ein grosses Licht dort war, wo die Richter sassen. Ich verstand: Jesus ist auferstanden, er hat mir das und auch alles andere vergeben, es gibt ein neues Leben für mich. Das hat mir die Gewissheit gegeben, dass ich diese Schuld ablegen und nach vorn schauen durfte und nicht mehr zurück.“

Seither sind Jahre vergangen. Monika C. schaut mit auf jene Ereignisse zurück: „Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich so reale Vergebung erfahren habe. Ich habe die Gedanken an das, was passiert ist, nie verdrängen müssen. Die Gewissheit, dass Gott da ist, dass er grösser ist, dass er mich hält und führt, ist geblieben.“

Monika C.* Name von der Redaktion verändert
Quelle: L&G

Datum: 29.09.2004
Autor: Dorothee Degen-Zimmermann

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