Nach dem Flugzeugabsturz

„Ich bin ein neuer Mensch geworden“

Einige Sekunden genügen oft, um das Leben von Menschen zu vernichten – und ihre liebsten Angehörigen in Trauer und Verzweiflung zu stürzen. So auch beim Flugzeugabsturz in Nassenwil vor fast drei Jahren. Eine junge Frau, die beim Unglück zur Witwe wurde, berichtet über die Zeit danach – und ihren Weg zu Gott.
Jana K.

Das Unglück geschah einen Tag vor dem ersten Geburtstag des gemeinsamen Kindes. Abrupt wurden Jahre des gemeinsamen Glücks jäh unterbrochen. „Wir lebten wie im Paradies“, erinnert sich Jana, die in einem osteuropäischen Land lebt, und blickt zurück: „Ich habe ein interessantes und bewegtes Leben geführt und im richtigen Augenblick einen guten und liebenswürdigen Mann getroffen.“ Die Geburt des Söhnchens machte das Glück vollkommen.

Mit einem Schlag war dieses Glück am 10. Januar 2000 zerstört. Alle Träume zunichte gemacht, die Trauer unfassbar.

Überraschendes E-mail

Tage später erhielt Jana das E-mail eines Freundes mit den Worten: „Ich werde für dich beten“. Diese Worte lösten etwas Unerwartetes aus. Sie erinnert sich noch genau: „Es war, als ob plötzlich etwas in mir zu leuchten anfangen würde.“

Gott besass bislang für sie keine Bedeutung. Die Bibel empfand sie als schreckliches Buch. „Bei einem Versuch, sie zu lesen, kam ich gerade bis zum vierten Schöpfungstag“, bekennt Jana.

Sie begann, sich für Gott zu öffnen und erkannte plötzlich in scheinbaren Zufällen seine Hand. Immer stärker spürte sie die Kraft seiner Liebe, die sie nun umgab und merkte, dass sie sich dieser Liebe aussetzen konnte. Sie konnte ihr Leid Gott klagen und wurde von ihm getröstet. Sie begann nun auch, die Bibel zu lesen und erkannte sich plötzlich selbst als eine Vertriebene aus dem Paradies. Doch sie las auch das Neue Testament, sie ging in Gedanken mit Christus nach Golgatha und sah, wie er für ihre Leiden und Schmerzen, für ihre Schuld, am Kreuz starb.

Sie begriff die Bedeutung seines Todes und seiner Auferstehung. Hoffnung brach in ihr auf: „Gott ist für mich da, er leidet mit mir und freut sich auch mit mir.“ Sie erfuhr, dass Gott immer im richtigen Augenblick jemand zu ihr schickte, wenn sie Ermunterung oder Hilfe brauchte. Sie gewöhnte sich daran.

Die Enttäuschung

Doch dann kam die Enttäuschung. Eines Tages, als sie sich niedergeschlagen fühlte und auf Hilfe hoffte, geschah gar nichts. Niemand reichte ihr die Hand. Ein Bekannter, der für sie etwas Wichtiges erledigen sollte, hatte es vergessen. Sie blieb allein, auch die folgende Nacht. Sie gab sich der Trauer hin und machte sich Gedanken, von welcher Brücke sie sich morgen in den Fluss werfen würde. Wozu noch leben? Auch das Lesen von Psalm 88 führte sie noch tiefer in Verzweiflung. Er beginnt zwar mit den Worten: „Herr, du Gott meines Heils.“ Aber er schliesst mit der dunklen Feststellung: „Du hast mir Freunde und Gefährten genommen, als Gefährte blieb mir nur das dunkle Grab.“ Sie stürzte in tiefe Verzweiflung. Sie fühlte sich von Gott verlassen.

Vor ihm weinte sie sich aus. Da fühlte sie plötzlich, wie wenn der himmlische Vater sie zärtlich umarmen würde und sie an seine Brust drückte. Sie spürte unendliche Liebe, Friede und Sicherheit. Alles in ihr wurde ruhig.

Am nächsten Morgen fühlte sie sich wie ein neuer Mensch: voller Kraft und Leben. Sie war verändert, ausgeglichen und zufrieden geworden. Sie hatte sich mit dem Leben versöhnt. Sie hatte ein neues Verhältnis zu Gott gefunden und wusste nun, dass er auch ihre Liebe suchte. Ihr Vertrauen und ihr Glaube waren gewachsen.

Neue und tiefere Beziehung

Jana ist jetzt überzeugt, dass auch ihr Mann „glücklich und in guten Händen ist“. Ihre Beziehung zu Jesus Christus ist tiefer geworden: „Mein Leid ist nur ein kleines Körnchen gegenüber den Schmerzen, die Jesus erlitten hatte.“ Sie erwartet nicht nur, dass er ihre Trauer wegnimmt, sondern sie teilt auch die Seine mit ihm.

Sie weiss jetzt: „Er wird mir so viel Liebe schenken, wie ich brauche – und mir nur soviel Leiden überlassen, wie ich ertragen kann.“ Sie hat ihr Leben in seine Hände gelegt. Die Zukunft steht ihr wieder offen.

Datum: 06.12.2003
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service