Vor vier Jahren fegten
ISIS-Kämpfer durch den Irak und vernichteten alles, was ihnen in den Weg kam.
Niemand wurde verschont. Christen in der Ninive-Ebene flohen um ihr Leben,
einige schafften es in andere Länder, wo sie jahrelang ausharrten. Nun kehren
140'000 Christen zurück. «Wenn diese Familien nicht in ihre Häuser
zurückkehren, wird das Christentum aus dem Irak verschwinden», berichtet ein
christlicher Leiter.
Christen packen beim Wiederaufbau im Irak mit an.
Die römisch-katholische Vereinigung der «Kolumbusritter» gehören zu jenen, die sich für die aus der Ninive-Ebene vertriebenen
Christen einsetzten. «ISIS wollte die Bevölkerung eliminieren, ebenso das
historische Vermächtnis», erinnert sich Andrew Walther von den Rittern. «Die Christen wurden
aus ihren Häusern vertrieben und die Häuser umgehend zerstört. Und deshalb
sprengten sie römische Ruinen in Palmyra und jagten das Jona-Grab in die Luft.»
Die Ninive-Ebene
ist seit 2'000 Jahren die Heimat assyrischer Christen. In der Gegend wurden
unter anderem 263 kirchliche Gebäude zerstört.
Bereits seit
einigen Monaten ist die Terrorgruppe aus der Region vertrieben worden, aber der
Wiederaufbau hat erst begonnen. Es sei von Stadt
zu Stadt verschieden: «Einige Städte wurden ethnisch gesäubert, andere Städte
sind immer noch Kriegsgebiete, in denen die ursprüngliche Bevölkerung nicht einziehen
kann», erklärt Walther. «Einige der
Städte haben immer noch Probleme mit nicht explodierten Sprengkörpern wie Minen
und anderem.»
Nicht entmutigt
Obwohl die
Zerstörung immens ist und die Aufgabe entmutigend, finden viele Christen mit
Hilfe von NGOs ihren Weg zurück in ihre Häuser. So
etwa in der Stadt Karamles: «Diese Stadt beheimatete Hunderte christlicher Familie, die alle von ISIS gewaltsam vertrieben wurden. Als die Stadt befreit wurde, war sie in einem schrecklichen Zustand», erinnert
sich Walther.
«Die 'Kolumbusritter' waren in der Lage, etwa zwei Millionen Dollar zu investieren, um
Hunderte von Familien nach Hause zu bringen, ihnen zu helfen, ihre Häuser zu
reparieren und ihnen zu helfen, mit ihrem Leben fortzufahren.» Insgesamt habe
das Werk seit 2014 zwanzig Millionen US-Dollar investiert.
Feier in Karamles
Christen kehren in das von den ISIS zerstörte Ninive zurück
Im August 2018
wurde in Karamles die Rückkehr nach dem Exodus gefeiert. «Diese Feier war nicht
die Erinnerung an ein schreckliches Ereignis», ordnet Paul Thabit Mekko, ein
christlicher Leiter aus Karamles, die Festivität ein. «Dies war eine Zeit, die
Vergangenheit mit neuen Augen und einem neuen Geist zu lesen, mit einer echten
Hoffnung. Was unmöglich schien, ist möglich geworden, und wir hoffen, dass weitere
Schritte folgen werden.»
Pater Salar Kajo
hat in Zusammenarbeit mit dem «Nineveh Reconstruction Committee» (NRC) beim
Wiederaufbau von Dörfern in der Ninive-Ebene mitgewirkt. Das NRC hat bereits
neun verschiedene Dörfer wiederaufgebaut, so dass die Familien ihr altes Leben wieder aufnehmen können.
Die Kirche hilft allen
«Die Kirche ist
die einzige Organisation, die mit den Christen im Irak und den anderen
Minderheiten zusammenarbeitet, um ihre Häuser wiederherzustellen», schreibt Kajo.
«Wenn diese Familien nicht in ihre Häuser zurückkehren, wird das Christentum
aus dem Irak verschwinden.» Die NRC schätzt,
dass etwa 8'815 irakische christliche Familien in die Ninive-Ebene
zurückgekehrt sind, seit ISIS besiegt wurde. «All dies war möglich dank der
Kirche, die es ihnen ermöglicht hat, zurückzukehren», sagt Kago. «Aber wir müssen
weiterarbeiten, damit alle zurückkehren können.»
Viele der
christlichen Gruppen, die sich im Irak befinden, helfen nicht nur anderen
Christen, sondern Menschen aller Herkunft. «Wir haben medizinische Kliniken,
die die Bedürfnisse der Jesiden, Christen und Muslime unterstützen», betont
Walther.
Vergebung beeindruckend
Walther sagt,
dass die Christen den Attentätern vergeben haben. Der Gedanke, dass die christliche
Gemeinschaft das, was ihnen angetan worden ist, verzeihen können, beeindruckt.
Pater Salar Kajo
von NRC sagt, dass die Menschen in der Ninive-Ebene wegen Jesus Christus
vergeben können. «Im Namen Jesu Christi ist alles möglich. Das Volk hat sehr
gelitten: Drei Jahre lang standen sie als Flüchtlinge im irakischen Kurdistan
vor vielen Schwierigkeiten. Aber sie haben einen Glauben, der es ihnen
ermöglicht hat, alles zu überwinden, wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten. Dieser
Glaube ermöglicht es ihnen auch, diese Vergebung wirklich zu leben.»
Es ist die
Geschichte der Heimkehr eines Volkes, nachdem es viele Jahre im Exil war und
gezwungen wurde, in fremden Ländern zu überleben, während ISIS
durch seine Städte und Dörfer fegte und alles zerstörte, was ihm in den Weg
kam. Doch die
Menschen, die aus ihren Häusern vertrieben wurden, sind dieselben, die mit
Vergebung in ihren Herzen zurückkehren.
Die irakischen
Christen nehmen ihren Glauben und ihre Beziehung zu Christus ernst – und wir
können aus ihrem Gehorsam und ihrem Nachahmen des Lebens Jesu
lernen.
Datum:
02.09.2018 Autor: Daniel Gerber Quelle: Livenet.ch/BCN/Faithwire/CBN
Kommentare
Submitted by Andreas Kaufmann on 2. September 2018 - 13:23.
''Das Volk hat sehr gelitten: Drei Jahre lang standen sie als Flüchtlinge im irakischen Kurdistan vor vielen Schwierigkeiten.''
Es stimmt, jeder Flüchtling leidet und steht vor vielen Schwierigkeiten, auch in Europa. Trotzdem hat mich diese Aussage geschmerzt, weil wir gemeinsam mit der lokalen kurdischen Bevölkerung nach besten Kräften alle Flüchtlinge unterstützen. Für die Kurden bedeutet das, dass sie selber weniger haben: Weniger Strom, weniger Heizöl, weniger Lohn, weniger Schule für die eigenen Kinder. Zudem waren es die kurdischen Peshmerga die mit dem Einsatz ihres eigenen Lebens den IS vertrieben und die Minen geräumt haben. Wer kümmert sich nun um sie?
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