Im Versuch, so zu sein, wie es andere von ihr erwarten, verlor sich Ellie Stevens fast. Nie fühlte sie sich gut genug. Zwei schwere Unfälle brachten weitere Traumata zutage. Doch in ihrer Verletzlichkeit fand sie endlich Heilung.
Zehn Jahre lang arbeitete die Buchautorin Ellie
Stevens als Psychiaterin bei der Luftwaffe. «Mein Leben lang hatte ich versuchte so zu sein, wie
andere Person meinten, ich müsse sein», erinnert sich Ellie Stevens. «Ich habe
Masken getragen, um wertvoll zu wirken und Schwächen, Versagen oder dunkle
Seiten zu verbergen.»
Tief im Inneren hatte sie das Gefühl, nicht gut genug
zu sein. «Ich fand mich nicht hübsch genug, nicht klug genug, nicht sportlich
genug – und auch als Christin nicht gut genug.»
Ellie Stevens studierte Medizin, «was schwierig für mich
war, weil ich nicht viel Zeit mit Patienten verbringen konnte. Ich wollte
wissen, was ihre Hauptprobleme sind, und ihnen wirklich bei der Heilung helfen.»
Ihr wurde vorgeworfen, zu viel Zeit mit den Patienten zu verbringen.
Sie wechselte die Studienrichtung: In der Psychiatrie
konnte sie stärker auf die Patienten eingehen.
Unfall ändert alles
Sie entschied sich für ein Stipendium für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, welches die Air Force vergab, und zog nach Colorado. «Ich
bin sehr zielorientiert und wollte innerhalb meines ersten Jahres alle Viertausender
in Colorado besteigen, von denen es 55 gibt. Ich war gerade auf meinem 32. Berg
unterwegs, dem Longs Peak. Davor hatte ich schon einige recht schwierige Gipfel
erklommen. Ich befand mich am Ende eines Geröllfeldes und meine Stöcke blieben
gleichzeitig stecken und ich stürzte heftig.»
Sie erlitt eine schwere Kopfwunde, das Blut floss in
Strömen. «Ich kam wieder zum Bewusstsein und musste verletzt noch rund sechs
Kilometer wandern.»
Sie war sich der Schwere des Unfalls nicht bewusst und
dachte, sie würde nach dem Wochenende wieder normal zur Arbeit gehen können.
«Ich stand wohl immer noch unter Schock und wollte nicht wahrhaben, was
wirklich los war.» Es stellte sich heraus, dass sie unter einem
Schädel-Hirn-Trauma litt, die Genesung dauerte rund drei Jahre.
Traumatisiert durch Gewalttat
Und noch ein Trauma musste sie verarbeiten, was durch
die Verletzung schwieriger wurde: «Ich war vergewaltigt worden. Nun konnte ich
kaum zwei Sätze zusammensetzen. Ich sprach undeutlich. Ein Teil von mir hat
versucht, mich davor zu schützen und zu verstehen, was wirklich passiert ist.
Und so schob ich alles auf mein Schädel-Hirn-Trauma, weil ich nicht erkannte,
dass dieses seelische Trauma eigentlich das war, was ich in erster Linie
heilen musste, um mich von meinem Schädel-Hirn-Trauma zu erholen.»
Dahinter steckte eine Wut auf Gott, die sie sich nicht
eingestehen wollte. «Ich hatte mich für Gott entschieden, und er war nicht da,
um mich zu beschützen. Das war also eine geistliche Wunde, die wirklich heilen
musste.»
Weiteres Ungemach
Dann folgte ein Autounfall. Ein Reh lief vor den
Wagen, in welchem sie auf dem Rücksitz sass. Totalschaden. Gehirnerschütterung.
«Ich lebte in ständiger Angst, dass ich mich wieder verletzen und einen
weiteren Rückschlag erleiden würde. Eine schwere Depression und Selbstmordgedanken
folgten.»
All ihre Schwächen und ihre Verwundbarkeit lagen offen
zutage. «Ich konnte mich nicht mehr verstecken. Ich lernte jedoch, dass ich
Gottes Liebe viel stärker spürte, wenn ich nichts zu verbergen hatte. Ich
blockierte zuvor seine Liebe, seine Gnade, seine Vergebung mit dieser
Mentalität, dass ich mich beweisen musste. Und als ich nichts mehr blockieren
konnte, war die Tür zu meinem Herzen offen, um zu empfangen. Als ich erkannte,
dass Gott mich selbst in meinem dunkelsten Zustand genauso liebte und ich das
sogar noch mehr spüren konnte, gab mir das die Kraft, aufzuhören mich schützen und
verstecken zu wollen.»
Raum für Glauben geschaffen
Sie hatte eine Ausbildung in Psychiatrie- und ein
Medizinstudium absolviert und viele Patienten behandelt. «Aber ich habe nie
wirklich verstanden, was ein Trauma ist, bis ich es selbst durchgemacht habe.»
Wenn jemand, der in der Psychiatrie arbeitet, nicht selber
über die spirituellen Dinge spricht, die ihm ein Ventil bieten, dann kann auch
der Klient nicht darüber sprechen. «Deshalb habe ich einen Raum geschaffen, in dem sie
über ihre spirituellen Probleme sprechen können, ohne sich verurteilt zu
fühlen. Und dann kommen moralische Verletzungen zum Vorschein.»
Man muss sich nicht beweisen
Sie entwickelte mehrere Programme, um Menschen dabei
zu helfen, sich ihres Traumas bewusst zu werden, Hindernisse für Wachstum und
Heilung zu erkennen.
Ellie Stevens sagt, dass wir Menschen unseren Wert
nicht beweisen müssen. «Gott hat ihn bewiesen, als er am Kreuz starb. Es gibt einen
Ausweg, Gott hat alle Wunden erlöst, egal wie weit Sie gegangen sind, egal in
welche Dunkelheit Sie verwickelt waren, egal was Ihnen passiert ist, Gott ist
gross und mächtig genug, um einen Ausweg zu bieten. Dies, um Ihnen nicht
nur zu einer tieferen Heilung zu verhelfen, sondern auch anderen Menschen durch
Sie zu helfen und zu heilen.»
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