Beim Militäreinsatz in Afghanistan und durch eine
Nahtoderfahrung lernte Luke Pell enorme Angstzustände kennen. Als er auf
seinem vermeintlichen Sterbebett lag, sollte sich sein Leben für immer
verändern…
Luke Pell wuchs in Burnett, einer kleinen Stadt in der
Nähe von Austin, Texas, auf. «Wir hatten eine Rinderfarm, ich bin zur High
School gegangen, habe Football gespielt und meine Eltern, meine Schwester und ich
gingen in eine Baptistengemeinde, wo ich beim Pastor Klavierunterricht
genommen habe.»
Dies alles sei ein gutes Fundament gewesen. Doch als
junger Erwachsener folgten jede Menge Höhen und Tiefen. «Als ich achtzehn Jahre
alt war, ging erhielt ich ein Football-Stipendium in West Point. Meine Familie
begleitete mich nach New York. Wir verabschiedeten uns, und danach sah ich
meine Eltern und den Rest meiner Familie nur noch ein- oder zweimal im Jahr,
während ich an der Militärakademie studierte.»
«Keine Schwäche zeigen»
Es herrschte ein strenges akademisches Pensum. «Man
will nicht verletzlich sein und keine Schwäche zeigen.» Nach dem Abschluss des
Studiums trat Luke seinen fünfjährigen Dienst als Offizier in der Armee an.
«Da wurden die Verlockungen des Feierns und des
Single-Daseins eines 22-Jährigen real. Mein Glaube war immer noch da, aber ich
bin nicht aktiv gewachsen. Wenn du nicht wächst und stärker wirst und dich in
Richtung deiner Ziele bewegst, wirst du in die falsche Richtung abschweifen. Du
wirst rückwärts gleiten.»
Im Alter von 23 Jahren erfolgte ein Einsatz in
Afghanistan. «Ich musste Truppen im Kampf zu führen und mir wurde bewusst,
dass ich vielleicht dem Tod ins Auge blicken oder meine Beine verlieren könnte. All diese Ängste schlichen sich ein.»
Nahtoderlebnis
Für seine letzten zwei Jahre wurde er nach El Paso,
Texas, versetzt. Innerlich war Luke Pell frustriert. «Zum Glück hatte ich einen
Mitbewohner, der erst vor kurzem Christ geworden war. Er versuchte, in seinem
Glauben zu wachsen. Ich dagegen war irgendwie stagniert, wütend und verbittert.»
Umso erfrischender war nun dieser neue Kontakt.
«Dann erwischte ich eine seltene Infektion, die es nur
einmal in einer Million gibt. Es war ein sehr seltener, aus heiterem Himmel eingetretener
Zufall. Ich war 26 Jahre alt und erlitt ein Herzversagen und wurde in das
Veteranenkrankenhaus eingeliefert. Ich lag auf der Intensivstation, meine
Familie und Freunde flogen über Nacht ein. Die Wahrscheinlichkeit war gross,
dass er die Nacht nicht überleben würde.»
«Ich war gesund, ein ehemaliger
College-Football-Spieler, der jeden Tag trainierte und sich in Topform fühlte,
und dann geriet ich in eine Situation, in der es um Leben und Tod ging.»
Mit Vergänglichkeit konfrontiert
Er reflektiert: «Ich kann einen Haufen Geld sammeln,
ich kann einen Haufen Ruhm sammeln, ich kann einen Haufen Follower sammeln.
Aber an dem Tag, an dem du stirbst, ist das alles nicht mehr wichtig. Nur eines
ist wichtig: das Vermächtnis, das du hinterlassen hast, die Inspiration, die du
hinterlassen hast, die Menschen, die du inspiriert hast, dein Glaube, den du
dem Rest der Welt um dich herum zeigen konntest, und die Leben, die du
verändern konntest. Das ist das Einzige, was du hier hinterlassen kannst. Das
ist das Einzige, was zählt, wenn du heute Abend stirbst.»
Luke Pell überlebte. Heute kann er Menschen mit
Angstzuständen und Depressionen helfen. «Ich war beim Militär, in einer sehr
alphamännlichen Gesellschaft. Ich hatte nicht viel Verständnis für jemanden,
der unter Ängsten und Depressionen litt. Ich hatte das Gefühl: ‘In der Welt ist
viel los. Du solltest deinen Stress unter Kontrolle haben. Man sollte psychisch
stark sein.’»
Angst wurde zu Realität
Nach dem Herzversagen stellten sich bei ihm Ängste
ein: «Angstzustände und Gesundheitsängste wurden im Laufe der nächsten ein oder
zwei Jahre zu einer echten Realität für mich. Ich kämpfte emotional und
körperlich mit etwas, das ich nicht kommen sah und von dem ich mir wünschte,
dass es nicht zu meinem Leben gehören würde.»
Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst wurde
die Musik wieder wichtiger in seinem Leben. Er nahm an einer Reality-TV-Show teil.
«Ich lernte, dass die Welt ein grosser, verurteilender, narzisstischer Ort ist,
vor allem, wenn man in einer Show ist, in der es nur um die negativen und
dramatischen Seiten des Privatlebens geht.»
Er erlebte die Höhen und Tiefen einer
Reality-TV-Persönlichkeit. «Vielleicht lieben dich die Leute morgen. Vielleicht
hassen sie dich.»
Starke Worte
Inzwischen ist Luke Pell Sänger geworden mit dem Ziel,
anderen Menschen Mut zu machen. «Es ist traurig, dass es einer Nahtoderfahrung
bedurfte, aber das wird der prägendste Moment in meinem Leben sein – ich werde
wahrscheinlich nie einen anderen Moment haben, der so prägend ist wie dieser.»
Einer seiner Lieblingsverse in der Bibel steht in Jeremia Kapitel 29, Vers 11: «Denn ich allein weiss, was ich mit euch vorhabe: Ich, der Herr,
habe Frieden für euch im Sinn und will euch aus dem Leid befreien. Ich gebe
euch wieder Zukunft und Hoffnung. Mein Wort gilt!»