Den Tod vor Augen

«Jesus umarmte mich und weinte mit mir»

Zita Keresztes erlitt einen Schlaganfall, der von den Ärzten als schwere Migräneattacke eingestuft wurde. Als sie mit Lähmungserscheinungen im Spital eingeliefert wurde, schien es fast schon zu spät. Die Familie wurde informiert, dass sie möglicherweise nicht überleben wird…
Zita Keresztes (Bild: zVg)
Zita Keresztes

Zita Keresztes, unversehens erlitten Sie im vergangenen April einen Schlaganfall. Was war geschehen?
Zita Keresztes: Es war der Ostersonntag, der 12.April 2020. Zu dem Zeitpunkt war ich 26 Jahre alt. Ich sass gerade auf dem Beifahrersitz im Auto; Gott sei Dank bin ich nicht selbst gefahren. Plötzlich bemerkte ich einen Schatten am rechten Auge. Ich sagte zu meinem Verlobten: «Hach, ich bekomme wieder eine Migräneattacke.» Ich wollte nach Hause, um mich ausruhen zu können. Nach etwa fünf Minuten war mein rechtes Auge dann völlig erblindet und ich entwickelte Symptome wie Übelkeit und Taubheit und Lähmungen an meinem linken Arm und Bein. Wir haben uns tatsächlich nicht viel bei gedacht, da drei Wochen zuvor zwei MRT Aufnahmen von meinem Kopf gemacht wurden, da ich ähnliche Symptome schon einmal hatte. Man diagnostizierte eine Migräne, die mit ähnlichen Symptomen in meiner Familie liegt. Mein Arzt meinte, ich solle mich nicht wundern, wenn ich mal Lähmungen bekomme, das könne passieren... Also fuhren wir nach Hause.

Was ist danach passiert?
Als wir zu Hause angekommen waren, habe ich bereits mein Gleichgewichtssinn verloren und konnte meine linke Körperhälfte gar nicht mehr bewegen. Ein Passant half meinem Freund dabei, mich in die Wohnung zu tragen. Die Lähmungen wurden nach einer Stunde besser, also dachte ich: «Klasse, kann also kein Schlaganfall sein, wenn es ja besser wird... also doch nur Migräne.» Erst einen Tag später um ein Uhr Nachts fuhren wir ins Krankenhaus, da die Lähmungen wieder schlimmer wurden.

Man mag meinen, dass ich schneller hätte reagieren sollen, jedoch muss man bedenken, dass ich eben drei Wochen zuvor bei diversen Ärzten war und mir alle bestätigt haben, dass ich gesund bin. Im Krankenhaus wurde erst einmal nichts festgestellt... die Aufnahmen zeigten erneut nichts. Mir wurde wieder gesagt: «Ist 'ne heftige Migräneattacke.» Später wurde ich doch näher untersucht.

Wie war es für Sie, plötzlich teilweise gelähmt zu sein?
Schlimm. Es ist schrecklich, sich nicht aufsetzen zu können oder einfach um zu fallen, wenn man es dann irgendwie geschafft hat, sich hin zu setzen. Mir war zuvor nicht bewusst, wie wichtig das Gleichgewicht ist, und dass es schon bei den einfachsten Tätigkeiten anfängt!

Wie wurde die eigentliche Ursache entdeckt und was geschah dann?
Es wurden weitere Untersuchungen gemacht. Bei einem Ultraschall der Halsarterien wurde festgestellt, dass meine rechte Halsschlagader völlig verstopft ist. Das passte zum Bild: Die rechte Hirnhälfte versorgt die linke Körperhälfte. Somit war die Diagnose dann gestellt: Doch ein Schlaganfall. Mir war bewusst, was nun passieren würde... dadurch wurde ich sehr unruhig. Ich bekam starke Beruhigungsmittel. Danach habe ich alles nur noch sehr verschwommen in Erinnerung. Ich wurde mit Blaulicht und Sirene in ein Krankenhaus verlegt, das auf Schlaganfälle spezialisiert ist. Dort angekommen, wurde ich notoperiert. Ich hatte einen Riss in der Ader, diese wurde mit einem «Draht» aufgespannt. Dadurch, dass so viel Zeit vergangen war, waren natürlich leider schon viele Areale in meinem Gehirn abgestorben. Der Schaden war so gross, dass meine Familie informiert wurde, dass ich womöglich nicht überleben oder schwer behindert sein würde.

Sie haben sich ins Leben zurückgekämpft, wie anstrengend war das?
Anfangs auf der «Stroke Unit» war dies nicht unbedingt schlimm für mich, da ich das alles nicht realisiert hatte, ich war nur froh, überlebt zu haben. Ich habe fleissig meine Therapie gemacht. Später dann in der Reha war es sehr schwer für mich, weil ich mich wie ein Versager fühlte und die Therapien sehr anstrengend waren. Ich wollte mich nicht damit abfinden, im Rollstuhl sitzen zu müssen. Ich verfiel in eine schwere Depression. Es wurde in der Zwischenzeit sehr viel für mich gebetet.

Erst, als ich Fortschritte bemerkte, fand ich wieder Mut! Nach zehn Wochen Reha wurde ich dann entlassen. Alle meine Funktionen kamen wie durch ein Wunder innerhalb kürzester Zeit wieder und ich konnte wieder Gehen und meinen Arm normal benutzen. Dadurch, dass ich selbst vom Fach komme, weiss ich, dass ich mit dem Schaden, den ich hatte, eigentlich nicht mehr wieder normal gehen dürfte.

Wie hat sich der Glaube an Gott auf das ganze ausgewirkt?
Also, mein Glaube ist fester denn je geworden. Ich weiss einfach, dass ich hätte sterben können. Gott hat mich nicht im «behinderten» Zustand gelassen, er hat mir eine zweite Chance geschenkt. Ich sehe nun, was für eine Macht das Gebet hat. Ohne Gott wäre ich tot. Ohne Gott hätte ich keine Hoffnung. Er lässt mich nicht allein. Auch wenn ich ihn nicht immer gespürt habe und ich eine echt miese Zeit hatte, hat er mich doch getragen. Ich hatte immer das Gefühl, dass Jesus mich umarmte und mit mir mitgeweint hat. Seitdem habe ich keine Angst mehr vor Herausforderungen!

Wie leben Sie heute?
Aktuell bin ich in der Beruflichen Wiedereingliederung. Ich bin Physiotherapeutin in einem Krankenhaus ... seit meinem Schlaganfall behandle ich meine Patienten ganz anders. Ausserdem heirate ich dieses Jahr meine grosse Liebe. Ich weiss jeden Tag zu schätzen, das ist keine Floskel. Klar, ich habe hier und da noch einzelne Beschwerden durch die Lähmungen, aber damit komme ich gut klar. Ein Laie sieht diese aber auch gar nicht – die merke nur ich. Ausserdem kommen auch jetzt noch, ein Jahr später, manche Funktionen wieder wie zum Beispiel das Rennen. Das konnte ich jetzt ein Jahr lang nicht und heute geht's!

Was sind Ihre Hoffnungen und Ziele, die Sie jetzt verfolgen?
Ich jage nicht mehr beruflichem Erfolg nach. Es muss auch nicht mehr alles perfekt laufen. Ich werde nach der beruflichen Wiedereingliederung auch nicht mehr in Vollzeit arbeiten, weil die Umstände es zulassen, mich beruflich etwas anders zu orientieren und etwas «freier» zu sein in dem was ich tue. Ich weiss nun, dass ich definitiv geliebt bin, und Jesus immer da ist. Ich muss nicht mehr verbissen meinen Zielen hinterherjagen. Ich weiss nun, dass ich immer noch im Plan Gottes bin und dass er den Schlaganfall zugelassen hat, weil er einen guten Plan mit meinem Leben hat und da musste ich eben durch. Ich kann heute tatsächlich sagen, dass ich dankbar für diese Erfahrung bin. Auch wenn es sich komisch anhört.

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Datum: 18.04.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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