Er wollte schon mit 17 gehen

Ravi Zacharias starb mit 74 an Krebs

Er hatte zwei Markenzeichen: sein gewinnendes Lächeln und seine Art, für den christlichen Glauben zu argumentieren. Am 19. Mai 2020 starb der weltbekannte Apologet Ravi Zacharias in Atlanta/USA an den Folgen einer Krebserkrankung. Der
Ravi Zacharias (Bild: Twitter)
Ravi Zacharias mit seiner Frau Margie

Autor und Gründer von Ravi Zacharias International Ministries (RZIM) hinterlässt seine Frau und drei erwachsene Kinder.Zacharias war als Autor und christlicher Lehrer weltbekannt. In seiner 48-jährigen Karriere predigte er in 70 Ländern und verfasste gut 30 Bücher. Sein Schwerpunkt war dabei immer die Apologetik – die Verteidigung des christlichen Glaubens. Er zeigte Christen, wie sie sich mit Skeptikern auseinandersetzen konnten, und argumentierte, dass (nur) der christliche Glaube tragfähige Antworten auf die existenziellen Fragen der Menschen hat.

Der leise Ausweg

Ravi Zacharias wurde 1946 in Chennai in Indien geboren und wuchs in New Delhi auf. Seine Familie waren Christen, die durch die Arbeit von Schweizer Missionaren zum Glauben gekommen waren. Trotzdem hörte er zu Hause praktisch nichts vom Evangelium. Irgendwann besuchte er eine Evangelisationsveranstaltung, wo zu einer Bekehrung aufgerufen wurde. Er hob brav die Hand – aber nichts änderte sich. Mit 17 Jahren fasste er den Entschluss, seiner Familie nicht länger zur Last zu fallen oder ihr durch schlechte Noten Schande zu bereiten. Im Chemieunterricht besorgte er sich etwas Gift. Er trank es, musste aber erbrechen und wurde von einem Hausangestellten der Familie gefunden und ins Krankenhaus gebracht.

Dort bekam er Besuch von einem Missionar. Ravi war noch kaum ansprechbar, daher gab dieser seiner Mutter eine Bibel und bat sie: «Lesen Sie ihm das vor. Das ist für Ravi.» Also las die Mutter ihm aus dem 14. Kapitel des Johannesevangeliums vor: «Weil ich lebe, sollt auch ihr leben!» (Vers 19). Das traf den jungen Mann ins Innerste. Als eine Weile später der Arzt meinte: «Wir können das Gift aus deinem Körper herausbekommen, aber leben wollen musst du schon selbst», war seine Entscheidung bereits gefallen. Er hatte sich entschlossen, das Lebensangebot von Jesus anzunehmen. So misslang sein «leiser Ausweg», stattdessen fand er einen Weg hin zu Gott.

Der weiche Kämpfer

Mit 20 Jahren wanderte Zacharias nach Kanada aus und studierte Theologie. Er arbeitete als Redner für die «Christian and Missionary Alliance». Als er 1983 bei einer Evangelistentagung in Amsterdam sprach, wurde ihm bewusst, wie gross der Bedarf an Apologeten war, an Christen, die ihren Glauben in Argumente fassen und für ihn streiten konnten. Bald darauf gründete er die RZIM.

Zacharias behauptete, dass eine in sich schlüssige Weltanschauung in der Lage sein müsse, vier Fragen zufriedenstellend zu beantworten: die nach dem Ursprung, dem Sinn des Lebens, der Moral und dem Ziel. Für ihn war es klar: Allein der christliche Glaube konnte all diese Fragen beantworten. Gleichzeitig konnte er den härtesten philosophischen Angriffen standhalten. Zacharias konzentrierte sich bei seiner Apologetik vorwiegend auf die christlichen Antworten zu den grossen Fragen des Lebens und die Verteidigung Gottes.

Er sprach zu praktisch jeder grösseren religiösen Gruppe

Kritik erfuhr der angesehene Redner hauptsächlich, weil man ihm vorwarf, kein echter Akademiker zu sein. Er trug mehrere Ehrendoktortitel und nannte sich – wie es in Indien üblich gewesen wäre – Dr. Zacharias. Als das auf immer grösseres Unverständnis stiess, liess er die Titel weg.

Eine grosse Medienöffentlichkeit erreichte er, als er 2004 von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) eingeladen wurde, eine Reihe von Predigten im Salt-Lake-Tabernakel in Utah/USA zu halten. Mehr als 7'000 Zuhörer waren dabei, als er für Laien und Wissenschaftler, für Protestanten und Mormonen Jesus Christus als Weg, Wahrheit und Leben verteidigte. Manche evangelikalen Geschwister warfen ihm daraufhin vor, er hätte die Gelegenheit verpasst, seine Gastgeber zu verurteilen. Doch ein Streit um des Streites willen war nie Zacharias' Sache. Er vertrat seine Standpunkte immer deutlich, aber er erklärte auch, dass ihn unterschiedliche Auffassungen in einigen Fragen nicht vom Predigen abhalten würden: «Mein ganzes Leben als Apologet habe ich über weite Gedankenschluchten hin und zu praktisch jeder grösseren religiösen Gruppe gesprochen.»

Der letzte Weg

Anfang 2020 zitierte Zacharias in seiner Familie ein amerikanisches Kirchenlied, das er besonders mochte:

Lord, it belongs not to my care
Whether I die or live;
To love and serve Thee is my share,
And this Thy grace must give.

If life be long, I will be glad,
That I may long obey;
If short, yet why should I be sad
To welcome endless day?

Herr, es liegt nicht an mir,
ob ich sterbe oder lebe;
dich zu lieben und dir zu dienen ist mein Teil
und deine Gnade muss das ermöglichen.
Wenn mein Leben lang währt, bin ich froh,
dass ich lange gehorchen kann;
wenn es kurz ist, warum sollte ich traurig sein,
die Ewigkeit zu begrüssen?

Zwei Monate später wurde bei Ravi Zacharias eine besonders aggressive Form von Knochenkrebs festgestellt. Anfang Mai verliess er das Krankenhaus, weil dort nichts mehr für ihn getan werden konnte. Am 19. Mai starb er.

Zacharias führte seinen Glauben auch auf die indischen Thomas-Christen zurück. Thomas, der Zweifler und Frager soll ja der Apostel der Inder geworden sein. Sein Vermächtnis wird allerdings keine offene Frage sein, sondern eher der Titel seiner langjährigen Radiosendung: «Let My People Think» – Lass mein Volk denken!

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Datum: 20.05.2020
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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