Stets von Gott umgeben

Auch am Rand des Todes

Therese Sonderegger war bereit, zu ihrem Erlöser heimzukehren. Sie verabschiedete sich von ihrem Mann Fritz, Pastor der FEG Horw/Kriens. Ein Infekt aufgrund ihrer Autoimmunkrankheit brachte sie an den Rand des Todes. Doch die Ärzte gaben nicht auf. Auch die Beter in ihrer Gemeinde nicht. Ein persönlicher Lebensbericht von Therese Sonderegger.
Wochen des Bangens, Hoffens und Betens: Therese Sonderegger, inzwischen wieder gestärkt im Leben zurück, und ihr Mann Fritz.

Als ich im April plötzlich meine Glieder nicht mehr bewegen konnte und die Diagnose bekam, dass ich an einer weiteren Autoimmunerkrankung namens Dermatomyositis erkrankt bin, fiel ich in ein Loch.

Seit 33 Jahren habe ich die schwere Autoimmunkrankheit «Rheumatoide Arthritis», auch Polyarthritis genannt, die meine Gelenke verformt und kaputtgehen lässt. Meine Hände und Füsse sind stark verformt, meine Kniegelenke und andere Gelenke mussten durch künstliche Gelenke ersetzt werden - ich bin stark gehbehindert.

Nun sollte ich noch mit einer zusätzlichen Autoimmunkrankheit leben, die sich gegen meine Haut und mein Muskelgewebe richtet. Ich habe Gott angeklagt und ihm gesagt, das gehe zu weit! Ich könne nicht mehr kämpfen, er wisse das. Doch der Doktor sagte mir: «Frau Sonderegger, Sie haben einen Mann, Kinder und Grosskinder, die Sie noch brauchen. Geben Sie nicht auf!»

Antibiotika, Warten und Hoffen

Da die Ursache für die Dermatomyositis in 50 Prozent der Fälle auf einen bösartigen Tumor zurückzuführen ist, musste ich mich im Spital vollkommen durchchecken lassen. Auch noch Krebs? Gott sei Dank durften wir erfahren, dass kein bösartiger Tumor vorliegt.

Um die Fehlfunktion meines Immunsystems zu dämpfen, wurden mir nun Medikamente verabreicht, die mein Immunsystem schwächen.

Ein hohes Risiko: Da ich seit drei Jahren mit einer künstlichen Herzklappe lebe, sind alle viralen und bakteriellen Infekte sehr gefährlich. Sollte ich krank werden und der Infekt die Herzklappe befallen, wäre das lebensbedrohend, da Antibiotika nicht auf künstlichen Körperteilen gegen eine Krankheit wirkt.

Prompt ist das eingetroffen, was ich seit Jahren vermeiden wollte, nämlich an einem Infekt zu erkranken. Ich zog mir eine schwere Lungenentzündung und eine Blutvergiftung zu.

Die Ärzte entschieden, meine Infektion mit drei verschiedenen Antibiotikas zu bekämpfen in der Hoffnung, sie würden die Infektion abklingen lassen, bevor sie aufs Herz übergeht. Wieder Wochen des bangen Wartens, Hoffens und Betens.

Nur noch stammeln

Angehörige und Gemeinde haben gebetet, Gott möge mich genesen lassen. Ich selbst war so kraftlos und zeitweise nicht mehr ganz anwesend, dass ich nicht mehr beten konnte, höchstens noch stammeln. Irgendwann ging es mir so elend, dass eine Grenze überschritten wurde: Es wurde mir gleichgültig, ob ich weiterlebe oder nicht. Ich liess alle Sorgen los und war bereit, zum Vater heimzukehren.

Ich verabschiedete mich von meinem Mann Fritz. Dabei dachte ich immer wieder an Gottes Worte in Sacharja 4,6: «Es soll nicht durch Macht und nicht durch Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist.» Als ich weder die Kraft hatte, zu beten, noch mit den Angehörigen zu sprechen, spürte ich trotzdem die Anwesenheit Gottes. Ich fühlte mich von Gott stets umgeben.

Jesus hat am Kreuz all unsere Schmerzen auf sich geladen und uns davon befreit. Jesus, der selber frei von jeglicher Schuld und Sünde war, hat in seinem Leben mehr gelitten, als sich dies ein Mensch je vorstellen kann. «Er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen.» (Jesaja 53,4)

Zurück im Leben

Ich erachte es als Wunder, dass ich wieder Kraft und Zuversicht bekommen habe, um mich ins Leben zurückzukämpfen. Gott hat eingegriffen, aber der Prozess ist noch nicht zu Ende. Doch der Lebenswille ist zurückgekehrt, der Infekt ist abgeklungen, die Nebenwirkungen wurden eingedämmt, Muskelkraft und Lebensenergie kamen zurück.

Gott gibt mir Tag für Tag die Kraft, mit meiner Situation umzugehen und meine Rolle im Leben mit viel Hingabe zu leben. Durch meine Genesung hat Gott mir zu verstehen gegeben, dass er mich auf dieser Welt nach wie vor braucht.

Der Prozess des Loslassens weckte in mir das dringende Bedürfnis, reinen Tisch zu schaffen. Ich habe Bereitschaft signalisiert, verfahrene Situationen zu klären und zerrüttete Beziehungen aufzuarbeiten.

Daneben habe ich den Ausbruch der Krankheit als Bestätigung gewertet, dass der Schritt in die Pensionierung, der schon lange geplant war, richtig ist. Ich hätte meine Arbeit als Seelsorgerin im Juli offiziell niederlegen wollen - nun kam das Ende halt zwei Monate früher. Auch mein Mann hatte geplant, seine Arbeit als Pastor per Ende September abzugeben. Dies wird er nun wie geplant tun.

Die Kraft des Gebets

Ganz klar, ich war von vielen netten, gut qualifizierten Ärzten umgeben. Daneben hat mir aber der Glaube viel Lebensqualität erhalten. Anstatt an meiner Situation zu verzweifeln, hat Gott mich bei sich zur Ruhe kommen lassen. Er gab mir die Gewissheit, dass es seinem Wille entspreche, was immer auch geschehe.

Das Vertrauen auf Gott ist es, das dem so zerbrechlichen, kurzen Leben auf dieser Welt den wahren Sinn und dem Menschen eine unverwüstliche Lebensqualität schenken.

Entscheidend für den Krankheitsverlauf war der Einfluss der Gebete. Wir sind in Horw/Kriens eine kleine Gemeinde, in der man für einander da ist. Ich wusste, dass sich die Gemeinde spontan zu Gebetsabenden versammelte und eins war in ihrer Entschlossenheit, für mich zu beten.

Die Gewissheit, dass man für mich betet, wenn ich selber dazu keine Kraft mehr habe, hat mir geholfen, loszulassen. Es ist schön, wenn andere unser Leid mittragen, wie es Gott uns geboten hat: «Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.» (Die Bibel, Römer 12, Vers 15) Das schweisst uns als Geschwister im Glauben zusammen. Und es verbindet uns mit unserm Gott, der Wunder tut.

Diesen Artikel hat uns freundlicherweise «ideaSpektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt.

Datum: 16.09.2012
Autor: Therese Sonderegger
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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