Leben mit Borreliose

«Warum? – Diese Frage stelle ich nicht»

«Da kommt so ein Millimeter-Tierli und beisst sich fest»: Der unbemerkte Zeckenstich hat Susi Michel (66) aus dem Tritt geworfen. Wie sie mit ihrer Borreliose lebt, erzählte sie Jesus.ch:
Susi Michel.

Von einem Zeckenstich leide ich an einer chronischen Borreliose. Das ist fast das Schlimmste, was mir widerfahren konnte. Ich trieb viel Sport und lebte bewusst gesund. Da kommt so ein Millimeter-Tierli und beisst sich fest. Ein Jahr lang lag ich da. Ich dachte, ich müsse sterben. Doch Gott sah es anders. Durch die Krankheit hat er mich barmherziger gemacht für Menschen, die in einer ähnlichen Notsituation sind. Ich sehe das Positive daran, obwohl ich jeden Tag zu kämpfen habe. Ich gebe nicht auf. Ich glaube an die Heilung.

Schmerzen stündlich, auch nachts

Zuerst hatte ich Gelenkschmerzen und Kurzzeitgedächtnisprobleme. Dann kamen extreme Kopfschmerzen dazu. Die habe ich noch heute, stündlich einen Schub. Seit viereinhalb Jahren kann ich nicht mehr durchschlafen. Die Schmerzen wecken mich alle 30 bis 40 Minuten. Ich muss jede Nacht aufstehen und sie mit Kälte behandeln. Das „schlaucht" mich täglich. Nach überwundener Nacht stehe ich morgens trotzdem mit Freuden auf und bin gespannt, was der neue Tag bringen wird.

Die Frage «Warum?» stelle ich nicht, weil ich in verschiedenen Ausbildungen gelernt habe, dass wir darauf keine Antwort erhalten. Ich haderte mit der Krankheit, weil ich beruflich zurückstecken musste und in finanzielle Nöte kam. Mit Gott haderte ich nie. Mein Vertrauen ist intakt.

Jesus half mir durch die Krisen

Mein Mann verliess mich nach 27 Jahren Ehe - ein harter Schicksalsschlag. Dadurch fand ich Jesus. Ich wuchs in den Glauben hinein und schaffte es so, mit relativ wenig Krisen, nach 12 Jahren meine geliebte Tanzschule aufzugeben. Nebst den regulären Kursen hatte ich Turnierpaare trainiert und an der Uni Bern Gesellschaftstanz unterrichtet. Ich fasste wieder Fuss in meinem angestammten Beruf als KV-Angestellte. Bis zu meiner Pensionierung habe ich nun noch 14 Jahre als Kundenberaterin bei einer grossen Pensionskasse gearbeitet.

Ich war eine Power-Frau und leistete mehr als andere, überforderte sie manchmal auch. Wenn jemand müde oder erschöpft war, dachte ich immer, ihr oder ihm mangle es an Disziplin. Als mich die Borreliose hinstreckte, merkte ich an meinem eigenen Körper, dass es Dinge gibt, die man nicht steuern kann, sei es die Folgen eines Erschöpfungszustandes oder einer Medikamenten- und Chemikalienunverträglichkeit.

Für andere da

Ich bin Co-Leiterin eine Selbsthilfegruppe von Borreliose-Kranken. Offenbar bin ich jene Person, die andere aufrichtet. Ich erzähle ihnen vom Glauben - dass Jesus uns im Leben hilft nebst den medizinischen Therapien. Mein Glas ist immer halb voll. Gott hat eine übernatürliche Kraft. Er kann uns wiede rherstellen. Wir können es nicht erzwingen, aber glauben und erwarten. Ich weiss nicht, wo ich ohne diese Hoffnung wäre.

Mein Tipp gegen Mutlosigkeit? Die Borreliose-Erkrankung macht sich schubweise bemerkbar. Im Wissen um diese Wellen mache ich den Leuten Mut, durchzuhalten, bis sie aus der Talsohle herauskommen. Die Hoffnung dürfen sie nicht verlieren. Wenn sie an Christus glauben, müssen sie sich nicht ängstigen und sorgen und sich nicht verrückt machen lassen durch verschiedenste Medikamente und Heilungsmethoden. Es ist wichtig, die Medikamente zu nehmen - vor allem aber sollen wir nach ‚oben' angedockt sein.

Die kleinen Wunder sehen

Ich bin eine gesprächige Person. Oft bin ich am Wasser. Die Leute füttern Vögel. Ich komme mit ihnen ins Gespräch, indem ich auf die Wunder der Schöpfung hinweise. Die Leute stimmen zu und ich frage sie, ob sie ihren Schöpfer kennen. Ich gehe immer wieder hin. So kommt es dazu, dass Menschen Jesus in ihr Leben einladen wollen.

Trotz Krankheit schenkt mir Gott Erfüllung. Ich werde reich beschenkt, wenn ich Vorträge halten oder Tänze unterrichten darf - reich beschenkt im Sein, im Tun, im Teilen. Meine erwachsenen Töchter sagen mir, dass ich ohne die Krankheit charakterlich nie so gewachsen wäre. Gott hat bei mir Schichten abgetragen; Dinge sind zum Vorschein gekommen, die vorher verborgen schlummerten.

Ich bin im Leiden reicher geworden. Ich nehme heute wahr, was ich früher in meinem Drive übersah: den ersten Schmetterling im Frühjahr, den kleinen Fink, der im Glücksklee ‚sandbädelet‘. Ich schenke der alten, verbittert dreinblickenden Frau ein Lächeln. Für Leute am Rand habe ich einen neuen Blick bekommen.

Datum: 25.09.2009
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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