Warum eine Abtreibungsaktivistin zur Lebensrechtlerin wurde
Aneley Torrico geht regelmässig auf die Strasse,
um für das Recht auf Abtreibung zu demonstrieren. Sie hat nur die Freiheit der
Frau im Blick. Zu Hause aber fühlt sie sich leer und unwichtig. Bis sie eine
Begegnung mit Gott hat – und die verändert auch ihren Blickwinkel.
Verändert: Aneley Torrico als Abtreibungsaktivistin (links) und wenig später als Lebensrechtlerin (rechts)
Auf den ersten Blick ist
der Unterschied kaum zu sehen: Die 19-jährige Argentinierin Aneley Torrico
veröffentlichte vor wenigen Tagen zwei Fotos von sich, eins mit einem blauen
Halstuch, eins mit einem grünen. Der grosse Unterschied: Das grüne Halstuch
wird in Argentinien von Abtreibungsbefürworterinnen getragen, das blaue ist ein
Tuch, das Lebensrechtlerinnen tragen. 36'000 Instagram-Nutzern gefiel ihr Post. Doch wie kam es zu dieser krassen Veränderung?
Warten auf den Tag…
Auf beiden Fotos lächelt
sie – doch das Lächeln auf dem linken Bild sei ein falsches Lächeln, sagt
Aneley heute: «…der gewaltige Unterschied liegt in meinem Lächeln, darin, wie
ich mich fühlte und wie ich mich jetzt fühle», schreibt sie in der Beschreibung
des Fotos. Sie habe zwar gelächelt und für das «Recht der Frau auf Abtreibung»
demonstriert, doch «in mir spürte ich eine riesige Leere; innen drin fühlte ich
mich wie der schlechteste Mensch der Welt; in mir gab es Tausende Komplexe und
Unsicherheiten, so dass ich mich immer schlechter fühlte».
Aneley ging zu
Demonstrationen, las viel über den Feminismus und gab sich als jemand aus, dem
alles gelingt. «Aber wenn ich nach Hause kam und allein im Bett lag, kam die
Leere zurück. Ich weinte und versuchte, mich selbst zu trösten und sagte mir,
dass alles vorbeigehen würde – dass ich eines Tages aufstehen und mich wunderschön
und intelligent fühlen würde. Aber der Tag kam einfach nicht…» Dabei war das
Mädchen in einer evangelisch-christlichen Familie aufgewachsen. Doch «mit der
Zeit habe ich mich davon entfernt, weil ich das Gefühl hatte, dass das einfach
nichts für mich war und ich nichts dabei fühlte».
Die zerstückelte Seele
Im November 2018 wurde
Aneley zu einer christlichen Freizeit eingeladen. Zuerst wollte sie nicht mit –
denn immerhin steht die Kirche ja strikt gegen die Ideale, für die sie kämpfte. «Aber
dann dachte ich, dass ich nicht auf eine Reise verzichten muss, nur weil ich
anders denke…»
Am ersten Abend wurde das
Thema einer «zerstückelten Seele» behandelt – und das drang tief in die junge
Frau. «Ich konnte nicht aufhören zu weinen. In mir spürte ich etwas, das nicht
zu beschreiben ist. (…) Zurück zu Hause war ich ein anderer Mensch. Meine
Begegnung mit ihm [Gott] ist das Beste, das mir je passiert
ist. Noch nie zuvor hatte ich diesen Frieden, diese Liebe gespürt. Es ist das
beste Abenteuer, das jemand beginnen kann.»
«Wenn Gott ein Kind schenkt, ist das ein Segen»
Diese Begegnung mit Gott
veränderte auch ihre Sichtweise auf das Thema Abtreibung. «Ich hatte früher nur an
das Recht der Frau gedacht, nicht an das Kind, sondern an die Entscheidung,
welche die Mutter treffen muss. Ich dachte, dass sie die Freiheit haben muss zu
entscheiden, wann es an der Zeit ist, ein Kind zu bekommen.»
Doch diese Denkweise hat
sich in den vergangenen Monaten radikal geändert. «Jetzt verstehe ich, dass
wenn Gott dir ein Kind schenkt, dann ist das ein Segen. Es geht nicht um deine
Zeit, sondern um seine Zeit. Wir alle sind von ihm beabsichtigt. Egal in
welcher Situation du dich befindest, in finanziellen Schwierigkeiten oder wenn der Vater des Kindes nicht da ist: Wenn du wirklich an Gott glaubst, wirst du seine
Rückendeckung haben. Er wird dir helfen und dir die Kraft geben, damit dieses
Kind unter guten Bedingungen und mit Liebe aufwächst.»