Keine Abtreibung:

Siamesische Zwillinge gehen jetzt auch beruflich getrennte Wege

Dass Emily und Caitlin Copeland jetzt gemeinsam ihren Highschool-Abschluss bestanden haben und anschliessend beim Studieren getrennte Wege gehen können, ist ein Wunder. Denn vor 18 Jahren kamen sie als siamesische Zwillinge zur Welt. Ihre Mutter, Crystal Copeland, erinnert sich an die dunkle Zeit nach der Diagnose.
Zusammen mit Dr. Kevin Lally feierten Emily und Caitlin Copeland vor kurzem ihren 18. Geburtstag. Dr. Lally war es, der die beiden 1997 in einer Operation voneinander trennte.
Crystal Copeland, Mutter der siamesischen Zwillinge Emily und Caitlin.
Emily und Caitlin Copeland bei ihrem Highschool-Abschluss mit dem Schulleiter Dallas Lusk.

Crystal und John Copeland lernen sich bereits in der Schule kennen. Direkt nach dem College heiraten sie. Als Crystal schwanger wird, freuen sie sich auf ihr erstes Kind. Erst stellt es sich heraus, dass es Zwillinge sind, dann kommt die niederschmetternde Diagnose, dass sie miteinander verwachsen – also siamesische Zwillinge – sind. Für das junge Paar geht die Welt unter.

Abtreibung oder nicht?

«Weder mein Mann noch ich sind in einer Kirche gross geworden», erzählt die Mutter dem US-amerikanischen Nachrichtenportal «LifeSiteNews». «Wir glaubten zwar irgendwie an Gott, wussten aber nicht wirklich, woran wir glaubten. Als wir die Diagnose bekamen, durchlebten wir eine extrem finstere Zeit. Ich habe immer gebetet, mein ganzes Leben lang. Aber dieses Wochenende bestürmte ich Gott geradezu, während wir auf die genauen Ergebnisse der Ultraschalluntersuchung warteten.»

Einige Freunde und Familienangehörige raten den beiden zur Abtreibung. Sie fühlen sich sehr unsicher. «Ich weiss nicht, was ich getan hätte, wenn sie ein gemeinsames Herz gehabt hätten oder nicht lebensfähig gewesen wären», sagt Crystal heute. Aber sie ist bereits in der 17. Schwangerschaftswoche. Sie spürt die Bewegungen ihrer Kinder, fühlt ihre Tritte. Die beiden haben sogar schon Namen. Sie sind ihr sehr gegenwärtig.

Die Eltern klammern sich an jeden Strohhalm der Hoffnung. Als sie erfahren, dass ihre Mädchen «nur» eine gemeinsame Leber und damit gute Überlebenschancen haben, entscheiden sie sich gegen eine Abtreibung und für ihre Kinder. Gott sei Dank.

Erfolgreiche Trennung

Im Alter von 10 Monaten wurden die beiden Mädchen im «Children’s Memorial Hermann Hospital» in einer komplizierten Operation voneinander getrennt. Nun feierten sie vor kurzem ihren 18. Geburtstag zusammen mit Dr. Kevin Lally, dem Arzt, der im Sommer 1997 die erfolgreiche Operation durchführte. In einem Fernseh-Interview sagten die beiden jungen Frauen, es sei ein grosser Segen, dass sie 18 wurden, wenn man bedenke, was alles hätte passieren können.

Die ganzen Jahre über begleitete die Mutter von Emily und Caitlin die Frage: «Und wenn ich mich doch für eine Abtreibung entschieden hätte?» Sie selbst ist sehr glücklich, dass sie damals als Ehepaar die – wie sie meint – richtige Entscheidung getroffen haben. Doch sie hörte von Eltern, die in praktisch derselben Situation anders entschieden. «Sie hatten siamesische Zwillinge, ähnlich miteinander verwachsen wie damals Emily und Caitlin, und sie entschieden sich, die Schwangerschaft zu beenden. Als ich das hörte – ich kenne diese Menschen gar nicht, weiss ihre Namen nicht, weiss gar nichts von ihnen, nur dass sie praktisch in meinen Schuhen standen – hat mich das so aus der Fassung gebracht, dass ich nur noch weinen konnte.» Sie ergänzt: «Ich denke, das war Gottes Art, um mir zu zeigen, dass ich diese Was-wäre-wenn-Frage endlich fallenlassen soll.»

Wirklich getrennte Wege

Emily und Caitlin haben diesen Sommer ihren Highschool-Abschluss bestanden. Zwillingstypisch stehen sie gemeinsam als Abschlussrednerinnen ihres Jahrgangs vor der versammelten Schule. Was für viele selbstverständlich wäre, ist für die jungen Frauen und ihre Eltern immer noch ein Wunder. Ein Wunder, das sie damit unterstreichen, dass Emily in Houston studieren möchte, um Hochzeitsplanerin zu werden, und Caitlin nach Austin gehen will, um Religion fürs Lehramt zu studieren. Diese zweite Trennung der Zwillinge macht den beiden, die immer gemeinsam in der Schule waren, Sorgen. Aber die modernen Medien werden es ihnen auch in Zukunft erlauben, eng miteinander verbunden zu bleiben.

Datum: 25.07.2014
Autor: Hauke Burgarth / Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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