Ricardo Lumengo

«Wir sollten uns Gott nicht abstrakt vorstellen»

Ricardo Lumengo spricht acht Sprachen. Und er redet Klartext. Der SP-Nationalrat weist zum Beispiel auf sozial Benachteiligte hin oder auf die Christenverfolgung. Letztere hat er in seiner Heimat Angola selbst gesehen.
Ricardo Lumengo: «In der Schweiz sind wir eher zu wenig über die Realität der verfolgten Christen informiert.»
Ricardo Lumengo kann Ihre Fragen beantworten auf: Französisch, Deutsch, Portugiesisch, Englisch, Spanisch und in den drei afrikanischen Sprachen Kikongo, Kikongo ya Leta und Lingala.
Ricardo Lumengo ist ein gefragter Mann.

Ricardo Lumengo flüchtete im Jahr 1982 aus seiner Heimat Angola in die Schweiz. In Angola sah er, wie Christen verfolgt wurden, er selbst wurde nicht zur Zielscheibe. In der Schweiz fand er Asyl. 1997 erhielt er den Schweizer Pass, an der Universität Freiburg studierte er Rechtswissenschaften. Seit etwa zwölf Jahren politisiert der Bieler. Zuerst im Stadtrat in seiner Wohngemeinde, später im Grossen Rat des Kantons Bern. Seit Ende 2007 sitzt Lumengo im Nationalrat. Er ist der erste Asylbewerber, dem der Sprung ins nationale Parlament gelang. Und er ist nach Tilo Frey (1971 bis 1975) der zweite schwarze Bundesparlamentarier.

Wir sprachen mit Ricardo Lumengo über sein Leben, die Christenverfolgung und über seinen Glauben an Gott.

Livenet.ch & Jesus.ch: Ricardo Lumengo, wie sieht ein typischer Arbeitstag in ihrem Leben aus?
Ricardo Lumengo: Ich stehe relativ früh auf, so gegen sechs Uhr. Ich brauche mindestens fünf Stunden Schlaf. Jeden Morgen vor dem Frühstück mache ich etwa zehn Minuten Gymnastik. In meinem Büro arbeite ich dann von acht bis zwölf Uhr und dann wieder von 14 bis etwa 18.30 Uhr. Meist arbeite ich am Computer, lese Unterlagen vom Parlament oder ich spreche mit verschiedenen Personen. Abends habe ich oft politische Sitzungen oder solche von Vereinen, in denen ich mich einsetze.

Sie setzen sich ein für verfolgte Christen. Weshalb tun Sie das und kam das Thema aus Ihrer Sicht im Nationalrat bisher zu kurz?
In meinem Herkunftsland Angola habe ich die Verfolgung gegen Christen gesehen und miterlebt, obwohl ich nicht persönlich betroffen war. Damals herrschte dort eine kommunistische Regierung. Diese schlechte Behandlung habe ich bis heute in Erinnerung. Das Mindeste, das ich heute tun kann, ist, mich intensiv dagegen einzusetzen. Dennoch: In der Schweiz sind wir eher zu wenig über die Realität der verfolgten Christen informiert, ausser dort, wo Schweizer im Ausland davon betroffen sind.

Inwieweit gehören Sie zu denen, die den Stein im Parlament ins Rollen bringen?
Ich will meine Aufgaben als Parlamentarier sorgfältig erfüllen. Ich gehe davon aus, dass ich meinen Wählern Rechenschaft ablegen muss. Das motiviert mich, mich intensiv in den verschiedenen Dossiers einzusetzen.

Sie sagen, dass Sie acht verschiedene Sprachen sprechen.* Reicht Ihnen das oder erlernen Sie gerade eine neunte - wenn ja, welche?
Im Moment erlerne keine neunte Sprache mehr, dennoch versuche ich mein «Bärndütsch» zu verbessern.
* Französisch, Deutsch, Portugiesisch, Englisch, Spanisch und drei afrikanische Sprachen: Kikongo, Kikongo ya Leta und Lingala.

Sie sagen, dass Sie sich für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzen. Was tun Sie?
In meinem Berufs- und Privatleben setze ich mich zum Beispiel für die Schwachen und Ausgeschlossenen unserer Gesellschaft ein. Politisch setze ich mich unter anderem dafür ein, dass Arbeitsbedingungen und Jobchancen der älteren Arbeitnehmer verbessert werden. Und ich bekämpfe die Jungendarbeitslosigkeit. Das ist aber nur möglich, wenn man die Steuerpolitik für Familien mit mittleren und tiefen Einkommen ändert und im Bildungssystem alle die gleichen Chancen erhalten.

Bevor Sie Nationalrat wurden, hatten Sie sicher politische Pläne. Welche davon setzen Sie nun um und was stellt sich als nicht realisierbar heraus?
Zu meinen Zielen zählen nach wie vor der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, die Verbesserung des Bildungs- und Ausbildungssystems, die Bekämpfung der Jungendgewalt und die Verbesserung der Ausländerrechte sowie der Ausländerintegration. Diese Pläne sind alle realisierbar.

Im Folgenden beantwortet Ricardo Lumengo den Fragebogen dieser Webseite:

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Das Aussehen zu überschätzen und den inneren Reichtum zu unterschätzen.

Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Mich selbst zu sein.

Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Seine unbeschränkte Liebe.

Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Die Trinität.

Klagen Sie Gott manchmal an? Wenn ja: Wie?
Ja. Wenn ich all die Naturkatastrophen, die ganze Armut und die Verachtung der Menschenwürde in der Welt sehe, dann kommt unvermeidlich die Frage, warum der liebe Gott das noch zulässt.

Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Gibt es wirklich ein Leben nach dem Tod?

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
Wir sollten uns Gott wirklich wie eine physische Person vorstellen und nicht wie ein abstraktes Wesen.

Wie sind Sie Christ geworden?
Ich bin in einer christlichen Familie geboren und aufgewachsen. Die ganze Zeit war meine Beziehung zu Gott einfach abstrakt und oberflächlich. Erst mit 35, nach einer persönlichen Krise, konnte ich Gott finden und mit ihm eine konkrete Beziehung beginnen.

Warum sind Sie Christ?
Weil ich an Gott glaube und weil ich ohne Jesus Gott nicht erreichen kann.

Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben:
Vor mehr als zehn Jahren habe ich meine Anwaltsprüfungen nicht bestanden. Für mich bedeutete dies das Ende der Welt. Ich legte viel Wert auf meinen beruflichen Erfolg. Ich konnte mir nicht vorstellen, nicht Anwalt zu sein - denn dieser Job war das Ziel meines Lebens. Somit befand ich mich in einer sehr tiefen Depression. Nach einer langen Zeit im Dunklen habe ich Gott gefunden. Plötzlich konnte ich mich so akzeptieren wie ich war und ich konnte stolz auf mich sein, obwohl ich kein Anwalt war.

Warum, denken Sie, zahlt sich ein Leben mit Jesus aus?
Jesus ist für immer treu und man kann sich jederzeit auf ihn verlassen.

Steckbrief


Zivilstand:
Ledig.
Gemeinde: Eglise Africaine du Reveil, Biel.
Hobbys:
Joggen, lesen.
Beruf:
Jurist.
Werdegang:
Im September 2004 wurde ich in den Stadtrat von Biel und im April 2006 in den Grossrat des Kantons Bern gewählt. Seit Dezember 2007 sitze ich im Nationalrat.
Wohnort:
Biel.
Herkunft:
Angola.
Lieblingsbibelstelle:
Apostelgeschichte, Kapitel 5, Vers 29: «Petrus und die anderen Apostel erwiderten: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!"»
Lieblingsmusikgruppe:
Chor der Nationen.
Das gefällt mir auf Livenet.ch und Jesus.ch:
Die sehr gute Qualität der Artikel.
Webseite:
www.ricardolumengo.ch

Datum: 13.10.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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