Filmmusiker von «Passion Christi»

«Ich versuchte, Gott nur irgendwie unterzubringen»

«Creed – das war doch die Rockband aus dem Radio mit den biblisch angehauchten Texten?» – Richtig! Doch «Creed» selbst behauptete immer anderes.
Scott Stapp.

Scott Stapp war Leadsänger der Zweier-Formation «Creed». Im vergangenen Jahr hat sich mit seinem damaligen Partner wieder zusammengefunden. Jetzt erzählt er aus seiner persönlichen Musikgeschichte und von den Werten, die ihn inzwischen prägen.

Livenet.ch: Warum habt Ihr Creed 2004 eigentlich aufgelöst?
Scott Stapp
: Mark und ich hatten zehn Jahre lang zusammengearbeitet. Und irgendwann wollten wir einfach unterschiedliche Dinge. Wir hatten uns ein bisschen auseinanderentwickelt; in aller Freundschaft, ohne Streit und Schlammschlacht. Deswegen war eine Wiedervereinigung dann auch wieder so einfach.

Dazwischen hast du Filmmusik für die «Passion Christi» gemacht. Wie kamst du dazu?
Ich war bei einer privaten Filmvorführung und lernte dort Mel Gibson kennen. Wir verstanden uns ganz gut. Damals hatte ich schon ein Lied im Kopf, das um die Erneuerung meines Herzens ging. Das passte also genau zusammen, als ich dann gefragt wurde, ob ich bei dem Projekt mitmachen möchte.

In dem Lied, das dabei rauskam, geht es um Herzenskälte und die eigenartige Verfassung, in der ich mich befand. Und als ich den Film das erste Mal sah, wurde mir klar: Jetzt ist es an der Zeit, dieses Lied aufs Papier zu bringen, das in mir gärte.

Was genau ging in dir vor?

Ich war verletzt und am Boden. Fünf Jahre zuvor war meine Ehe zerbrochen, aber ich war mit Creed so beschäftigt, dass ich die Verletzungen total verdrängen konnte.

Meine Exfrau wollte nichts mehr mit unserem Sohn zu tun haben. Ich war plötzlich alleinerziehender Vater und machte mir Sorgen, dass der Kleine die Trennung nicht gut packen würde. Und dann kamen andere Dinge dazu, Versuchungen, in die man tappt, wenn man berühmt ist, und die auch andere Beziehungen zerstört haben.

Als ich endlich Zeit hatte, über alles nachzudenken, war ich total zerbrochen und hatte keine andere Wahl, als nach oben zu schauen. Ich wurde einfach nicht mehr mit mir selbst fertig. In mir waren so viele Fragen und ich suchte nach Antworten.

Mein Vater hatte immer gesagt, ich wäre sehr dickköpfig, und es bräuchte schon einiges, um mich geistlich aufzuwecken. Ich schätze, genau das war jetzt passiert. Mein Herz war so zerschunden, dass ich gar nichts mehr zu geben hatte. Ich war emotional und geistlich total ausgedörrt. Und so wandte ich mich an Gott.

Ich bat auch meinen Vater und einen Pastor um Hilfe. Meine Seele war total auf der Suche. Und, wie ich jetzt denke , war sie endlich auf dem Weg nach Hause. Damals entschied ich mich, verschiedenes in meinem Leben in Ordnung zu bringen; so wie man ein Haus aufräumt. Das geht wahrscheinlich bis zum Ende meines Lebens weiter.

Also, ich suchte nach dem Weg, den Gott für mich hatte. Und plötzlich kam die Anfrage für die «Passion Christi».

Warst du vorher schon gläubig?
Ich bezeichnete mich schon als Christ, führte aber mein komplett eigenes Leben. Ich war ein zweifelnder Thomas. Für mich war Gott kein liebender Vater, der eine Beziehung zu uns haben möchte, sondern strenger Kritiker und die einzige Möglichkeit, um nicht in die Hölle zu kommen.

Ich habe versucht, Gott irgendwie in meinem Leben unterzubringen anstatt mein Leben ihm anzuvertrauen. Ich hatte keinen Glauben, obwohl ich christlich erzogen war. Aber nach all den Jahren habe ich endlich kapiert worum es geht. Und Jesus kam in mein Leben, als ich ihn darum bat.

Viele haben sich gefragt, ob ihr Christen seid.
Creed war nie eine «christliche Band». Aber in all den Jahren wurde ich persönlich nie gefragt, ob ich gläubig bin. Und ehrlich gesagt bin ich auch ganz froh darüber, denn mein Leben war ganz und gar nicht in Ordnung. Ich denke viele Christen mochten meine Musik, weil sie sich damit identifizieren konnten.

Aber ich wollte kein falscher Vorzeigechrist sein, der so tut, als wäre er ganz heilig. Ich hatte vor, erst alles in Ordnung zu bringen und dann ein tolles Vorbild zu sein. Heute weiss ich, dass ich mein Leben nicht mehr perfekt hinbekomme und es «vorzeigen» könnte. Ich werde immer Fehler machen; auch Christen sind eben fehlbar.

Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass Jesus eine echte Beziehung zu uns möchte und Gott einen guten Plan für unser Leben hat. Dass wir unser ganzes Leben lang dazulernen werden, ist keine Frage, aber auf diesem Weg sind wir nicht allein unterwegs.

Datum: 16.08.2010
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch

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