Kulturelle Begegnung mit Gott

Aus Fundstücken werden Kunststücke

Was andere nicht beachten, hängt Roland Suter in einen goldenen Rahmen. Der Berner Künstler macht aus Fundstücken nicht nur Kunststücke: Er schafft Sinnbilder, die einem Gottes Herrlichkeit vor Augen und ins Herz führen sollen.
Tiefgründig: Meist sind es andere Menschen, die Roland Suter die Augen öffnen für die Botschaft seiner Werke.

Eine enge, geschlungene Treppe führt in den oberen Stock der alten Mosterei Worb. Durch schwere Türen und verwinkelte Gänge gelangt man in eine Werkstatt. Hier wird gehämmert, gepoltert, ein feiner Geruch von Schmieröl liegt in der Luft. Der Ort ist seit Kurzem auch eine Kunstgalerie. Aus einer kleinen, abgetrennten Oase klingt zarte Musik. Hier verstummen die Werkstattklänge, der Besucher taucht ein in eine Welt der Gegensätze, der sprechenden Bilder: in Roland Suters Welt.

Nach dem Motto «Fundstücke werden Kunststücke» fertigt der Künstler liebevolle Kreationen, bei denen alt und neu, matt und glänzend, natürlich und künstlich, wertvoll und scheinbar wertlos aufeinander treffen. Die Kunstwerke sind nicht nur ästhetisch, sondern versinnbildlichen die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Auf rotem Hintergrund sind verrostete Fragmente stimmungsvoll angeordnet. Darunter die Frage: «Was könnte Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen, wenn wir sie ihm ganz überlassen?»

Berührende Werke

«Ich suche nie bewusst nach Gegenständen. Gott schenkt sie mir», erklärt Suter bei unserer Begegnung. Mit einem neuen Gegenstand kommt auch die Inspiration. Eine tiefere Bedeutung erhalte das Werk meist erst im Nachhinein: «Menschen, die es betrachten, öffnen mir die Augen für das, was meine Werke ausdrücken.» So arbeitet er eng mit dem FEG-Pastor Gerhard Prigodda zusammen. Dieser verfasst aussagekräftige Texte zu den Werken. «Ich möchte nicht einfach eine Ausstellung machen», erklärt Suter. In Verbindung mit den Texten bekommt das Ganze eine neue Dimension. «Ich möchte durch meine Werke Herzen berühren und Gott ehren.» Die Ausstellung «R.S. Format» sei deshalb seine Möglichkeit, zum Ausdruck zu bringen, was Gott ihm schenke.

Überrascht und beschenkt

Die Ausstellung widerspiegelt das künstlerische Schaffen der letzten zwölf Jahre. «Manchmal denke ich: Was soll der Schrott hier? Doch dann merke ich, dass es eben mehr ist als Schrott», erzählt Suter. So wie Gott aus den Bruchstücken eines menschlichen Lebens etwas Wertvolles macht, vergoldet der Künstler, was andere Menschen achtlos wegwerfen. In der Mitte einer verrosteten und deformierten Blechbüchse platzierte er einen goldenen Stein. «Dies ist mein erstes Werk. Es entstand nach einer schweren Krankheit», erklärt er. Durch die Ausstellung sei ihm neu bewusst geworden: «Ich bin ein Beschenkter und will mich als solcher von Gott überraschen lassen.»

Offene Türen

Ein solcher Weg Gottes war auch die Ausstellung. «Marlene Baumann, die ich aus meiner Kirchgemeinde kenne, kam mit der Idee und unterstützte mich tatkräftig», erzählt Suter weiter. Dabei seien Türen aufgegangen, die er nicht erahnt hätte, und er sei in seinem künstlerischen Schaffen über sich hinausgewachsen. «Die Werke präsentieren ein Stück von mir selbst, das macht mich verletzlich.»

Mit der Ausstellung verabschiedet sich Suter von Werken, die ihn jahrelang begleitet haben. «Das war nicht immer einfach. Aber jetzt kann ich loslassen, es befreit mich sogar.» Die nun leeren Wände in seinem Haus motivieren und inspirieren ihn. Dabei ist ihm klar: «Ich kann mein Schaffen nicht planen. Wenn ich Neues kreieren soll, schenkt mir Gott das Material dazu.» Vorsichtig rückt er eine Skulptur an den richtigen Platz. Er lässt seinen Blick über gestapelte Pneus und Palette schweifen, die als Plattformen für die Objekte dienen. Ja, es ist der rechte Ort für seine Werke. Fernab von sterilen Kunstgalerien, bodenständig kreativ und doch mit einem klaren Draht nach oben: Das ist Roland Suter. Das ist «R.S. Format».

Roland Suter, 51, verheiratet, drei Söhne. Lebt in Kaufdorf und arbeitet teilzeitlich als Betriebsleiter im Beschäftigungsprogramm Recy Worb. Seine Ausstellung an der Industriestrasse 27 in Worb ist offen von Montag bis Freitag, 8.30 bis 11.30 Uhr und 13.30 bis 16.30 Uhr. Auf Wunsch spezielle Öffnung (031 819 27 52).

Datum: 27.09.2010
Autor: Stefanie Niederhäuser
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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