Melissa Coles lag schon
in der Abtreibungsklinik, als sie sich für ihren Sohn entschied – später gab sie
ihn zur Adoption frei. Heute kämpft sie Seite an Seite mit ihrem Sohn für die
Adoptions-Alternative.
Melissa Coles (Bild: ilivedonparkerave.com)
«Man denkt an
Schwangerschaft, Baby und man denkt an glücklich sein. Aber ich war nicht
glücklich. Und ich fühlte mich schuldig, weil ich das empfand…» Melissa Coles
wird mit 18 Jahren schwanger – jung, unverheiratet, ohne Geld. Und für sie gibt es in
dem Moment nur zwei Alternativen: Das Kind selbst grossziehen oder es
abtreiben. «Ich war völlig verängstigt. Und hin- und hergerissen. Ich konnte
ihn noch behalten, es war noch nicht zu spät… Aber das andere war am
einfachsten für alle…» Das andere – eine Abtreibung.
Eine innere Stimme
Sie fährt in eine Abtreibungsklinik,
wird ins Zimmer geführt, liegt auf der Liege. Der Abtreibungsarzt kommt herein,
ihr Herz pocht. «Er wusch seine Hände, zog seine Handschuhe an. Er sprach nicht
mit mir. Er sagte mir nicht, was er tun würde. Er fragte mich nicht, wie es mir
ging. Er erklärte mir nichts über den Vorgang.» Plötzlich hört sie eine Stimme
in sich: «'Es ist noch nicht zu spät, steh auf!' Ich weiss, dass das der Herr
Jesus war, 100-prozentig.» Auf ihre Erklärung hin, dass sie es doch nicht tun wird, verdreht
der Arzt die Augen, zieht die Handschuhe aus und lässt sie wortlos allein.
Die
Adoptions-Alternative
Jimmy und Susan Scotton
Entschieden hat sie sich
für ihr Kind – doch ihn aufziehen? Das traut sie sich nicht zu. Eine
Sozialarbeiterin bringt eine dritte Alternative ins Spiel: Adoption. Melissa kontaktiert
eine Adoptionsagentur und erhält dutzende Briefe. Einer davon sticht hervor: Er
ist von Susan und Jimmy Scotton. Susan verlor zwei Söhne aufgrund von
Geburtsfehlern. Ihr erster Sohn lebte zwölf Tage, der zweite starb mit 2,5
Jahren, zwei Tage vor Heiligabend 1986. Susan's Mann verliess sie, dann
heiratete sie Jimmy – doch was war mit ihrem Kinderwunsch? Gemeinsam
entschieden sie sich zur Adoption, doch zwei Jahre lang bleibt alles
erfolglos. «Ich betete einfach für ein gesundes Kind. Dass das Richtige
geschehen würde», erinnert sich Susan. So gelangt ihr Brief zu Melissa, die
sich schnell für Familie Scotton entscheidet.
Am 22. Dezember 1993
kommt David zur Welt – auf den Tag genau sieben Jahre, nachdem Susan ihren zweiten Sohn
verlor. Wenige Tage später nehmen Susan und Jimmy ihn mit zu sich nach Hause
und David wächst in einer liebevollen christlichen Familie auf, während Melissa
wenige Jahre später eine eigene Familie gründet..
Ein erstes Treffen
Von klein auf weiss David,
dass er adoptiert wurde. Früh setzt er sich für das Leben und gegen
Abtreibungen ein – und mit 18 kontaktiert er zum ersten Mal seine biologische
Mutter. Sie hat die ganzen Jahre über jeden Tag an ihren ältesten Sohn gedacht, den
sie aufgegeben hat. «Aber tief innen wusste ich, dass ich das richtige getan
hatte. Ich wusste, dass er in Sicherheit war und ich wusste, dass sie ihm alles
gaben, was ich ihm nicht geben konnte…»
David Scotton
Ihr erstes Treffen ist
vor allem für Melissa sehr emotional und ist im Dokumentalfilm «I lived on
Parker Avenue» festgehalten. Für David ist es keine Frage, dass er seiner Mutter schon
längst vergeben hat. «Sie hat eine mutige und tapfere Entscheidung getroffen,
die nicht leicht war. Der einzige Grund, dass wir zu ihr gefahren sind, war es,
ihr zu danken und ihr zu bestätigen, dass ihre Entscheidung die richtige war»,
erzählt David.
Einsatz fürs Leben
Auch dies ist
mittlerweile wieder einige Jahre her. Seitdem hat David sein Jurastudium
abgeschlossen und gemeinsam mit Melissa setzt er sich nicht zuletzt durch den
Dokumentarfilm für Adoption als Alternative zur Abtreibung ein. David Scotton: «Wenn man
weiss, dass auf alle 100 Abtreibungen in diesem Land (Anm. d. Red.: die USA)
nur zwei Adoptionen ermöglicht werden, hatten wir echt eine einzigartige
Möglichkeit, um die 'Adoptions-Option' publik zu machen. Und ich glaube, das
ist Gottes Berufung für uns. Gott hat eine grosse Rolle in allem gespielt. Die
Kette der Ereignisse ist einfach zu erstaunlich, als dass ich das nicht denken
würde.»