In der Ehe zu scheitern ist für viele Menschen der grosse
Alptraum und unzählige Frauen leiden darunter, keine Kinder kriegen zu können. Sylvie Kler erlebte beides – doch dann griff Gott ein.
Sylvie und ihr Mann Joel (Bild: zVg)
Sylvie Kler (1985) aus Bévilard
litt 2009 an starken Schmerzen im Bauchbereich. Ärztliche Untersuchungen
zeigten eine Ziste auf der Eileiter. Als die Ziste auf zwölf Zentimeter
angewachsen war, musste operiert werden. Nach dem Eingriff sagte der Arzt:
«Einer Schwangerschaft steht nichts im Weg.» Für Sylvie und Joel war dies eine
grosse Erleichterung, ein Jahr zuvor hatten die beiden geheiratet.
Dunkle
Wolken ziehen auf
Ein Monat später waren die
Schmerzen zurück. Schon wieder war eine Ziste am Wachsen. «Ich wurde
informiert, eine der Frauen zu sein, bei der immer wieder Zisten wachsen würden.
Ich würde keine Kinder haben können.» Für das junge Ehepaar war dies eine
enorme Herausforderung und erzeugte grosse Spannungen.
«Auf Empfehlung von
Angehörigen gingen wir zur Ehetherapie», erzählt Sylvie. «Wir waren
zuversichtlich und glaubten, unsere Probleme in ein paar Sitzungen geklärt zu
haben.» Dem war nicht so. Immer mehr tiefliegende Probleme kamen zutage.
«Anstatt Fortschritte zu machen, wurde es in unserer Ehe immer schlimmer.»
Strategische
Trennung
In den Therapiestunden
schienen Sylvie und Joel Fortschritte zu machen. Kaum waren sie wieder zu
Hause, gerieten sie sich aber heftig in die Haare. «Als wir nicht mehr
vorwärtskamen, schlugen unsere Therapeuten eine mehrmonatige Trennung vor.» Das
Ziel war, mit etwas räumlicher Distanz ihre Beziehung grundlegend neu
aufzubauen. Vertraglich wurden Bedingungen für diese Zeit vereinbart –
schliesslich sollte diese Zeit auf keinen Fall zu einer Scheidung führen. Das
war im August 2010.
«Joel und ich trafen uns
zweimal pro Woche. Einmal in der Therapiesitzung und ein zweites Mal zu zweit,
wo wir irgendetwas gemeinsam unternehmen mussten.» Die beiden waren sich
bewusst, wie kritisch es um ihre Ehe stand. Sie waren bereit, an sich zu arbeiten
und auch Hilfe anzunehmen. «Ein grosser Schritt war für uns, unsere Probleme
vor der Gemeinde bekanntzugeben.» So hofften sie auf die Gebete der Gemeinde.
Da Sylvies Vater Pastor ist, sollte durch diese öffentliche Transparenz auch
Gerüchten zuvorgekommen werden.
Erfolgreicher
Neustart
In den folgenden Monaten
machte die Beziehung von Sylvie und Joel grosse Fortschritte. Selbst die
Therapeuten waren überrascht und bekannten später, an einer positiven
Entwicklung der Ehe gezweifelt zu haben. «Der Moment, als wir unsere
Eheprobleme vor der Gemeinde offengelegt hatten, war der Wendepunkt», erzählt
Sylvie. Nicht, dass sie die gemeinsame Ehetherapie oder die Therapien, welche
beide einzeln machten, verschmähen würde. Sie glaubt auch, dass es wichtig war,
für die Ehe zu kämpfen. «Letztlich bin ich aber überzeugt, dass es die Gebete
unserer Gemeinde und Freunden waren, die den Unterschied ausgemacht haben.» Und
sie nahmen alle Gebete in Anspruch, die irgendwo angeboten wurden.
Ende 2010 wurde klar, dass der
Ehe ein Neustart glücken könnte. Anfang 2011 starteten sie wieder in ihr
Eheleben. «Wir feierten so etwas wie ein zweites Hochzeitsfest. Es war eine
Segnungsfeier im kleinen Kreis.»
Plötzlich
unerwartet schwanger
Zu diesem Zeitpunkt waren
Kinder kein Thema mehr. «Wir sahen sogar ein, dass es gut gewesen war, unsere
Ehekrise ohne Kinder durchleben zu können.» Doch dann, gerade einen Monat nach
dem Neustart ihrer Ehe hielt Sylvie das positive Ergebnis des
Schwangerschaftstests in den Händen. Sie rief den Frauenarzt an: «Ich bin
schwanger und brauche einen Termin.» Der Arzt winkte ab. «Das kann nicht sein.
Ich habe Ihnen ja gesagt, dass sie nicht schwanger werden können. Das muss ein
Fehler beim Test sein.» Schliesslich machten sie aber doch einen Termin aus.
Später, als sich der Arzt
selbst von Sylvies Schwangerschaft überzeugt hatte, meinte er: «Bis heute habe
ich nicht an Wunder geglaubt, aber jetzt muss ich meine Haltung noch einmal
überdenken.»
Gott macht
es gut
Sylvie mit Mann Joel und den beiden Kindern Yana und Leny
Sylvie schien es, als würde
Gott sagen: «Ihr habt eure Ehe nicht weggeschmissen und an mir festgehalten.
Ich schenke euch jetzt ein Kind.» Im Oktober 2011 wurde ihre Tochter Yana
geboren. Im April 2014 war Sylvie erneut schwanger. Doch sie verlor das Kind und
war am Boden zerstört. Der Arzt meinte: «Sie haben ein Wunder erlebt. Ein
zweites dürfen sie nicht selbstverständlich nehmen.»
Doch Sylvie fand sich damit
nicht ab. Sie rang mit Gott und haderte monatelang. Sie brauchte ein halbes
Jahr, bis sie ihren Kinderwunsch Gott abgeben konnte. «Endlich konnte ich
loslassen und ich kam zur Ruhe.» Ende 2014 war sie erneut schwanger und bekam neun Monate später Leny – einen gesunden Sohn.
Es war
nicht umsonst
«In dieser Zeit lernte ich,
dass Gott souverän ist. Ich lernte, dass wir nicht gegen Gott kämpfen und
unsere Wünsche durchbringen können. Wir können ihn bitten, doch letztlich liegt
alles in seiner Hand.» Obwohl Gott anders handelte als Sylvie es sich wünschte,
ist er doch voller Güte. «Jede Situation kann er zum Guten wenden. Wir können
ihm vertrauen.»
Heute sind Sylvie und Joel für
das Erlebte dankbar. «Wenn wir durch solche Zeiten gehen, können wir andere
Ehepaare verstehen und ihnen besser begegnen.»