Leben mit Glasknochen

«Ich würde mein Leben mit niemandem tauschen wollen»

Seit ihrer Geburt lebt Melissa Davert mit einer Behinderung. Als sie mit Zwillingen schwanger wird, raten die Ärzte der 89 Zentimeter grossen Frau zur Abtreibung eines der Kinder. Doch wie könnte sie sich für eins entscheiden? Und sie erlebt: Mit Gott ist alles möglich.
Melissa Davert und ihr Ehemann sind Gott dankbar für die Zwillinge.
Melissa auf dem Skateboard
Melissa während ihrer Schwangerschaft

Melissa Davert wird 1963 als siebtes Kind in einer US-amerikanischen Familie geboren. Alle ihre Brüder sind über 1,80m gross, kräftig und gesund – bei Melissa sieht das anders aus. Sie wird mit der Glasknochenkrankheit geboren. Die Ärzte bereiten ihre Eltern sogar darauf vor, allenfalls damit umgehen zu müssen, dass sich ihr Baby nie alleine hinsetzen wird.

«Ich wusste, dass Gott immer bei mir sein würde»

Obwohl ihre Eltern noch nie von der Krankheit gehört hatten, tun sie alles, um Melissa ein Leben zu ermöglichen, das so normal wie möglich ist. «Wenn ich einmal traurig wurde oder mich selbst bemitleidete, dann sagten mir meine Eltern: 'Es gibt einen Sinn für deine Behinderung. Vielleicht weisst du jetzt noch nicht, was es ist, aber eines Tages wirst du es wissen. Du musst einfach den Glauben behalten und Gott und seinem Plan vertrauen!'»

Die Eltern setzen dem Mädchen keine Grenzen – und sie sich auch nicht. Bald kann sie sich, entgegen der Prognose der Ärzte, hinsetzen und bewegt sich auf einem Skateboard durch das Haus. «Meine Familie stellte sicher, dass ich selbstbestimmt aufwuchs, mich nicht bemitleidete, mit einem Sinn für Humor und einem starken Glauben.» Trotzdem ist ihr Leben alles andere als leicht. Nur zu oft bricht sie sich ihre schwachen Knochen. «Eines Nachts lag ich mit einem gebrochenen Knochen im Bett und betete zu Gott: 'Bitte hilf, dass es besser wird!' Und am Morgen war es deutlich besser. Von dem Moment an wusste ich, dass er bei mir war. Die Zeiten würden schwer werden, aber er würde immer bei mir sein!»

Mit Gott an ihrer Seite macht die 89 Zentimeter grosse Melissa ihr Abitur und erhält an der Universität einen Bachelor in Betriebswirtschaft. Während sie arbeitet, produziert sie ein wöchentliches Fernsehprogramm auf einem lokalen Sender, mit dem sie sich für Menschen mit Behinderungen einsetzt.

Für ein Baby entscheiden?

1992 lernt sie Ken Davert kennen. Ken leidet unter cerebraler Bewegungsstörung. Die zwei heiraten kurz darauf. Beide wünschen sich Kinder, doch keiner macht sich wirklich Hoffnungen. Nach einigen Jahren ist Melissa mit einem Mal schwanger, verliert das Baby aber nach nur zwölf Wochen. Ken und Melissa entscheiden sich, es erneut zu versuchen – und sie wird wieder schwanger, diesmal mit Zwillingen. Doch es hat bisher noch keinen Fall gegeben, in dem eine Frau mit Melissas Grösse Zwillinge zur Welt gebracht hat. «Einige Ärzte hielten es für richtig, einen Zwilling abzutreiben. Eine Option war, einen Test zu machen, um zu sehen, ob eines der Kinder meine Behinderung hat. (…) Es war nicht nur schrecklich, sich überhaupt vorzustellen, dass wir so eine Entscheidung treffen müssten; es war auch total beleidigend für mich, dass wir die Entscheidung auf der Grundlage treffen sollten, ob der eine oder andere eine Behinderung hatte, denn ich habe mein Leben lang eine Behinderung gehabt und ich würde mein Leben mit niemandem tauschen wollen!»

Kreativität und Gottvertrauen

Melissa und Ken vertrauen in dieser Situation auf Gott. «Alle medizinischen Zeichen sagten uns, dass es nicht klappen würde. Deshalb brauchten wir etwas Grösseres als die Wissenschaft.» Die grösste Sorge ist, dass die Zwillinge nach oben wachsen und ihr Herz und ihre Lunge abquetschen, wodurch Melissa ersticken würde. Doch sie gibt nicht auf: «Ich bin kreativ und so dachte ich, wenn sie nicht nach oben wachsen sollen, laufe ich in der Schwangerschaft einfach so viel wie möglich herum, damit sie nach unten wachsen. Und genau das passierte auch, wir haben die Schwerkraft wirken lassen.» Dann findet der Arzt heraus, dass beide Kinder Melissas Behinderung haben. Obwohl es eine Möglichkeit war, ist es zunächst ein Schock. Doch dann sagt Melissa nur: «Wer könnte sich besser um sie kümmern als ich?» Nach 32-wöchiger Schwangerschaft werden Michaela und Austin geboren.

Das alles geschah vor zwanzig Jahren. Heute studieren die Zwillinge an der Davenport University. Michaela studiert Marketing und hat nebenbei einen Youtube-Kanal zum Thema Make-up und Mode mit über 38'000 Abonnenten. Austin studiert Verwaltung von Gesundheitsinformation und arbeitet freiwillig für ein Krankenhaus. «Wir sind so gesegnet», erklärt Ken. «Ihr müsst uns nicht bemitleiden. Wir haben ein grossartiges Leben. Jedes Leben zählt!» Und Melissa fügt hinzu: «Wir sind so dankbar für die Dinge, die der Herr uns geschenkt hat.»

Zum Thema:
Für das Leben entschieden: «Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartete»
Abtreibung behinderter Babys?: Mutige Antwort einer jungen Frau mit Down-Syndrom
«Lebensunwertes Leben»?: Island: Fast 100% der Kinder mit Down-Syndrom abgetrieben

Datum: 24.08.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Facebook

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service