Phil Keaggy

Der Glaube hat mein Leben verändert

Phil Keaggy gilt als eine der «Rock-Legenden» der christlichen Musikszene. Zusammen mit Larry Norman und Bob Dylan war er einer der Ersten, die ihrer Rock-Musik christliche Botschaften gaben. Doch auch im säkulären Bereich zählte er in den 70er-Jahren zu den angesehensten Gitarristen - und das, obwohl er nur neun Finger hat. Phil Keaggy, ein Musiker der seine Leidenschaften lebt: die Musik und den Glauben.
«Plötzlich konnte ich glauben»: Phil Keaggy.
Phil Keaggy mit John Sferra und Dan Pecchio in der Band «Glass Harp».

Wann hast du angefangen Musik zu machen?
Phil Keaggy: Mit zehn Jahren. Ich wollte entweder Gitarre oder Schlagzeug lernen, und meine Eltern entschieden sich für Gitarre. Ausserdem hat mein Grossvater väterlicherseits schon Gitarre gespielt und mein grosser Bruder David auch.

Ich habe mit fünf Jahren den Mittelfinger meiner rechten Hand verloren, was damals ziemlich schlimm für mich war. Dass ich dann trotzdem noch selbst Musik machen konnte, war für mich sehr ermutigend. Meinen ersten richtigen Auftritt hatte ich mit zwölf. Ich habe vor einem riesigen Publikum in Süd-Kalifornien gespielt. Und da wurde ich gefragt, ob ich einen damals ziemlich bekannten Sänger begleiten würde, er hiess Mel Carter.

Wer waren deine musikalischen Vorbilder?
Ich bin 1951 geboren und die 50er-Jahre waren voller Musik, die mich beeindruckt hat. Johnny Ray, Elvis, The Everly Brothers und Eddie Cochran, um nur einige zu nennen. In den 60ern haben mich die Beatles beeinflusst, Jeff Beck, Clapton, Hendrix, Page und Mike Bloomfield. Das war genau die Musik, die ich auch machen wollte. Paul McCartney war ein grosses Vorbild für mich, aber ich fing auch an, klassische Musik zu lieben, wie Grieg und Bach.

In den 70ern und 80ern hörte ich viel Musik von Gitarristen wie Julian Brwam, John Renbourn, Bruce Cockburn, Anthony Phillips, Larry Carlton, Pat Metheny und Alan Holdsworth. Ich wollte immer offen sein für neue Einflüsse. In all den Jahren habe ich viel komponiert, aufgenommen und bin getourt. Seit den 90ern mache ich auch akkustische Musik, aber natürlich werde ich meine E-Gitarre nie ganz aus den Händen geben.

Was inspiriert dich beim Songwriting?
Viele Dinge - mein Glauben, meine Familie, Zeit, Natur, eine bestimmte Gitarrenmelodie, vielleicht ein Rhythmus, manchmal ein Gedicht, manchmal ein Film, oder Freunde.

Wie schreibst Du?
Mit einem Stift in der einen Hand, der Gitarre in der anderen. Oder neben einem Aufnahmegerät und einem Laptop. Oder im Auto. Zuerst ist die Idee da - eine Melodie zum Beispiel. Und der muss man dann Leben einhauchen. Ich arbeite auch oft mit anderen zusammen, das inspiriert sehr.

Hast du die Melodien schon im Kopf, oder kommen die erst beim Spielen?
Beides. Aber vieles entsteht, während ich improvisiere. Vieler meiner Instrumental-Lieder sind aus dem Stehgreif entstanden. Zum Beispiel «Accoustic Sketches 1&2», «Roundabout» und «Jammed». Man kann natürlich auch allein jammen, aber zusammen mit guten Musikern bekommt die Musik eine ganz andere Dynamik. Erst kürzlich habe ich mit Tony Levin und Jerry Marotta (von Peter Gabriel) gespielt. Wir haben nur improvisiert und es war genial.

Wie bist du zum Glauben gekommen?
Ich bin eins von zehn Kindern. Meiner Mutter war irisch-katholisch, mein Vater evangelisch. Aber dass der Glaube etwas ganz Reales ist, habe ich erst viel später erfahren, als meine Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam. Meine älteste Schwester Ellen hat mir damals von Jesus erzählt und ich wusste plötzlich, da ist was dran. Plötzlich konnte ich glauben! Und seit diesem Tag habe ich intensiv mit dem Wissen gelebt, dass Jesus der Sohn Gottes ist! Ich glaube, dass meine Mutter immer viel für mich gebetet hat und dass an diesem Tag ihre Gebete erhört wurden! Das war im Februar 1970.

Wie kam es dann zu den Liedern mit christlicher Botschaft?
An dem Tag, als ich realisiert hatte, dass es Gott wirklich gibt, hat sich mein Leben total verändert. Gott und die Bibel haben meine Einstellungen und mein Denken komplett auf den Kopf gestellt. In dieser Zeit ging es auch anderen Musikern so, wie «Love Song», Larry Norman oder Randy Stonehill. Gott hat mein Herz verändert. Die Welt wurde plötzlich grösser, ich sah andere in einem ganz neuen Licht. Ich hatte plötzlich tiefen Respekt vor älteren gläubigen Menschen und wollte von ihnen lernen. Ich wurde auch sensibel für Menschen meiner eigenen Generation, die verletzt und verloren waren.

Die Bibel wurde zu meinem wichtigsten Besitz - zuvor war das immer meine Gitarre gewesen. Ich fühlte ein Verlangen in mir, genau so zu leben wie Jesus. Vergebung wurde für mich Realität und beeinflusste die Art, wie ich lebte. Wie konnte ich nicht davon singen, was mich so tief verändert hatte? Ich wollte die gute Nachricht weiter geben - und das will ich bis heute!

Du machst auch rein instrumentale Musik.
Musik ist mehr als Gesang. Und ich weiss, dass Gott auch durch rein instrumentale Musik Menschen berühren kann. Seine Hand ist in allen Dingen, er ist doch der Schöpfer, der Autor und der Vollender unseres Glaubens. Es ist wunderbar, ihn durch Musik auszudrücken!

Datum: 31.07.2008
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch

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