Robuste Töff-Braut mit Herz

In Jeans-Kutte bei Grosi und Drögelern

Sie rattert mit ihrem grossen Motorrad heran und liefert ein passendes Bild einer powervollen Gassenarbeiterin. Täglich ist Peli Senn auf der Strasse, hilft praktisch oder erzählt von ihrem Jesus und hat immer ein offenes Ohr für persönliche Anliegen.
Peli Senn mit ihrem geliebten Motorrad
Peli Senn

Sie ist aktives Mitglied der Bikerszene und ist vor allem mit Menschen am Rande unserer Gesellschaft unterwegs. Mit einfachem Lebensstil lebt sie im Wohnwagen auf einem Campingplatz im aargauischen Frick. Zudem gehört sie zum Kern der Schweizer Jesus-Freaks-Bewegung und auch das passt voll.

Livenet unterhielt sich mit der Lebenskünstlerin und war schwer beeindruckt von ihrem Wohnwagen.

Livenet: Wie sieht bei Ihnen ein Wochen- oder Tagesablauf aus?
Peli Senn:
Montagmorgen mache ich meinen Haushalt und Wäsche. Über den Mittag geh ich zu einer sechsköpfigen Familie kochen und mit ihnen essen, habe Gemeinschaft. Von 17 bis 19 Uhr gehe ich auf die Gasse und von 20 bis 23 Uhr haben wir Bandprobe. Dienstag und Mittwoch bin ab 17 Uhr auf der Gasse. Donnerstagmorgen bin ich immer bei meinem 94-jährigen Grosi, helfe in der Haushaltung, koche und esse mit ihr, mache die Küche, pflege Gemeinschaft und gehe einkaufen. Abends ab 17 Uhr auf der Gass. Freitags, je nachdem was anfällt.

Wie sind Sie zum Glauben gekommen?
Hm, als ich mein erstes Kind kriegte, fragte ich mich: Jetzt habe ich ein Kind, einen Mann und eine Wohnung, alles ok, aber kann dies alles sein? Ich fing an, die Bibel zu lesen und sprach mit Leuten, die glaubten. So kam ich dem langsam auf die Spur. Es war jedoch auch jahrelang von Gesetzlichkeit geprägt, was sie mir erzählten, und ich spürte in meinem Herzen immer, dass es irgendwie anders sein sollte. Erst in meiner grössten Lebenskrise 2006 bis 2009 verliess ich mich ganz auf das Wort Gottes und erlebte Jesus megamässig. So kam das dann mehr und mehr ins Rollen.

Wie unterscheidet sich Ihr Leben auf dem Campingplatz von einer durchschnittlichen Schweizer Wohnsituation?
Es ist klein, im Winter hab ich fünf Monate kein fliessendes Wasser, ich benutze Toiletten und Duschen mit anderen, ich bin viel mehr draussen, abgehärtet durch Hitze und Kälte. Und ich besitze nicht viel Überflüssiges.

Wie entstand diese Berufung der Gassenarbeit und was empfehlen Sie Menschen, die etwas Ähnliches empfinden, aber noch nicht aktiv geworden sind?
Ich hatte schon als Kind ein Herz für ausgegrenzte Menschen und finde auch sehr schnell Kontakt zu ihnen. Jesus berief mich in diesen Dienst und bestätigte dies durch vier verschiedene Menschen. Ich empfehle, solche Eindrücke im Gebet gut zu prüfen und unbedingt drei Bestätigungen zu erwarten, die ganz von aussen kommen. Und dann nichts wie los!

Mit welchen Lebensgeschichten und Problemen haben Sie vor allem zu tun? Und wie sieht Ihre Hilfestellung aus?
Alkohol, Drogen, psychische Probleme, Einsamkeit, Krankheit etc. Ich verbringe viel Zeit mit «meinen Leuten» und helfe in allen alltäglichen Dingen; auch Spitalbesuche, Einlieferung in die «Psychi» oder Begleitung zur Polizei oder aufs Sozialamt mache ich. Haare schneiden, Kleider flicken, miteinander kochen und essen, backen, kreativ sein, Reparaturen… was halt so anfällt.

Erzählen Sie uns doch eine Geschichte, die Sie besonders ermutigt...
Eine Frau kommt auf die Gasse zum abendlichen Treffpunkt. Sie hat den Mann verloren, den Job auch, furchtbarer Durchfall quält sie, und alles läuft schief. Sie meint, der Geist des Mannes plage sie. Ich erkläre, dass Jesus dafür ans Kreuz ging und auferstanden ist. Ich darf beten, gebiete dem Dämon, sie in Ruhe zu lassen, spreche Heilung über den Körper aus und Frieden in ihr Herz und bitte für Arbeit. Am nächsten Tag rennt sie zu mir, umarmt mich und dankt mir, dass ich sie das alles gelehrt habe... Sie hat keinen Durchfall mehr, keine Schmerzen, Frieden… und auch arbeiten durfte sie den ganzen Tag bei jemandem! Nun treffen wir uns wöchentlich und vertiefen das Ganze mit Bibellesen, Gemeinschaft und Gebet.

Zu Peli Senn:
Alter: 48 Jahre alt
Familie: 4 Erwachsene Kinder
Wohnhaft in: Camping Frick
Beruf: Streetworkerin + Lebenskünstlerin
Hobbys: Motorrad fahren, Schlagzeug + Trommeln, Werken + Basteln

Datum: 25.07.2018
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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