Engel der Armen

Hoffnung statt Karriere

Er hatte gerade sein Studium an verschiedenen Elite-Universitäten beendet. Doch statt seine eigene Karriere voran zu bringen, ging er nach Afghanistan, um zu helfen. Roland Riebl (28) will das Leben der Armen in der Welt verbessern.
Aufgewachsen in Sri Lanka, Deutschland und England, studierte Roland Riebl in Washington (Business und Philosophie) und London (politische Soziologie).
Roland Riebl und sein Team in Kabul.
Die nächste Station von Roland Riebl: Darfur im Sudan.

Jesus.ch: Du warst die letzten sechs Monate in Kabul. Was genau hast du dort gemacht?
Roland Riebl: Ich war Projektmanager einer Organisation, die den Menschen in Afghanistan helfen will, wieder auf die Füsse zu kommen. Dort ist seit 30 Jahren Krieg. Wir haben Strassen gebaut, uns um Energieversorgung durch Miniwasserwerke gekümmert. Es gibt dort so gut wie keinen Strom. Es gab auch ein Team von Tiermedizinern. Die Landwirtschaft ist das einzige, wovon die Menschen leben können. Wir versuchen, Antworten auf Fragen wie folgende zu finden: Wie kann man die Ertragsernte steigern, gibt es bessere Saat, …? Und wir kümmern uns auch um Menschenrechtsthemen, um ethnische Minderheiten. Auch die Stellung der Frau ist in Afghanistan sehr schlecht, also schauen wir, wie wir Frauen in der Gesellschaft zu mehr Recht verhelfen können.

Warum machst du das?
Alle Menschen sind gleich. Egal welche Religion, welche Nationalität. Jeder Mensch hat das Recht auf Würde, auf Essen und Trinken. Ich will in einer Welt leben, in der es Menschen nicht mehr schlecht geht, sondern gut. Jesus hat auch die Not der Menschen gesehen und wir haben Verantwortung den anderen Menschen gegenüber. Ich will niemanden bekehren und sagen: „Du musst so glauben wie ich, dann helfe ich dir.“ Es geht hier um was ganz anderes: Not sehen, wie Jesus und eingreifen, da wo es Menschen brauchen.

Wie bist du gläubig geworden?
Mit 12 Jahren in Sri Lanka. Meine Mutter nahm meinen Bruder und mich eines Tages mit in eine christliche Gemeinde. Und dort habe ich Gott zum ersten Mal in meinem Leben ganz stark gespürt. Ich wusste plötzlich, es gibt Gott, und er will das Beste für unser Leben.

Was bedeutet Glaube für dich in deinem Alltag?
Gott ist Vertrauen. Ich glaube an Jesus als Sohn Gottes, ich glaube an den Gott der Bibel. Gott ist nicht starr, er begegnet jedem Menschen auf unterschiedliche Art. Mein Weg ist mein Weg, deiner kann ein ganz anderer sein. Natürlich ist meine Situation nicht immer leicht. Aber ich bin überzeugt, am richtigen Platz zu sein. Man ist schon immer wieder einsam und die Sicherheitslage ist auch prekär. Trotzdem weiss ich, Gott will mich hier haben und das gibt mir Sicherheit. Was nützt es, wenn ich Banker wäre und viel Kohle machen würde, es wäre aber nicht mein Platz? Wäre ich dann besser dran?

Würdest du das alles auch machen, wenn du nicht gläubig wärst?
Vielleicht schon, ich mache das ja auch aus persönlichen und ethnischen Gründen. Auf der anderen Seite habe ich vor jeder Entscheidung so viel gebetet, bis ich die Sicherheit hatte, dass das mein Weg ist. Und ein Leben ohne Glauben kann ich mir gar nicht vorstellen. Nietzsche, der eigentlich ein Gegner des christlichen Glaubens war, hat selbst einmal gesagt: Wer keinen Glauben hat, ist wie eine Maschine.

Die Welt ist gross, die Not auch. Ist deine Arbeit nicht nur wie ein Tropfen auf dem heissen Stein?
Manchmal fühlt man sich schon so. Oft steigt Frustration an, weil die Politiker dieser Welt kein Interesse haben, sich für benachteiligte Länder einzusetzen. Die Welt kann ich allein nicht retten. Aber ich kann ein paar Menschen helfen. Ich möchte für meinen Teil integer sein, das ist mein Grundsatz.

Deine nächste Station ist Darfur im Sudan.
Ich arbeite in einem Lager mit 130’000 Flüchtlingen und bin dort für Finanzen zuständig. Ich vermittle ausserdem zwischen meiner Organisation und der UNO und kläre über die Sicherheitslage auf. Normalerweise sind Flüchtlingslager eine Durchgangsstation. Aber die Verfolgten, die es hierher geschafft haben, bleiben auch hier. Sie haben sonst keine Chance zu überleben. Wir versorgen die Leute mit Wasser, Essen, bauen Schulen haben mobile Kliniken. Es ist nicht einfach, zu entscheiden, wie wir das wenige Geld am Besten einsetzen können. Die Lager sind überfüllt, Epidemien breiten sich schnell aus.

Wer sind die Leute in den Lagern?
Wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit wird die schwarzafrikanische Zivilbevölkerung von der arabischen Miliz Janjawid verfolgt uns ausgreottet. Insgesamt gibt es bereits 5 Millionen Flüchtlinge und ungefähr 400’000 Tote.

Was können wir in der Schweiz oder in Deutschland tun um zu helfen?
Der erste Schritt ist, sich bewusst machen, dass es Armut gibt. Dass es Verfolgung gibt. Dass es Hunger gibt. Sich damit auseinander setzen und darüber reden. Es werden zuwenig Politiker gewählt, die sich gegen die Armut der Welt einsetzen. Und dann natürlich Geld geben. Es gibt genug gute Organisationen, wo das Geld auch genau da ankommt, wo es hin soll. Schon kleine Summen helfen enorm.

Dossier zum Sudan

Datum: 27.04.2013
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch

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