Ein Hafner vertreibt Elektronik

«Gott kann auf verrückten Wegen führen»

Was will ein Hafner aus dem Bernbiet an der grössten Elektronik-Messe der Welt? Die Geschichte von Tobias Sommer scheint wie aus dem Märchenbuch. Er kann sie selbst nicht fassen: „Wieso erlebe gerade ich solche Abenteuer? Soviel ist mir geschenkt worden, das ich nie erwartet hätte.“
Klare Linie: Tobias Sommer
Für den Detailhandel ‚zu gut’: Der Memorystick aus Korea.

Bemerkenswert: Tobias Sommer (Jahrgang 1976) hat diese Laufbahn nicht geplant. Nach einer Lehre als Ofenbauer wollte er „Karriere im Reich Gottes machen“: eine Bibelschule besuchen, sich in der Kirche engagieren und 100 Prozent für Gott arbeiten.

Doch es kam anders: Obwohl ihm das Geld und die richtigen internationalen Kontakte fehlten, wurde ihm beides zugetragen. „Verschiedene Menschen interessierten sich für meine Handelsprojekte. Plötzlich kam sogar das Geld in Form von Vorschüssen, damit ich eine AG gründen konnte.“

Der kleine Tobi in der grossen Welt

„Natürlich habe ich nicht alles selbst aufgebaut. Ein 65-jähriger Geschäftsmann, ein Freund von mir, hat sehr viel für mich eingefädelt. So bin ich das erste Mal in meinem Leben nach Korea auf eine Geschäftsreise gegangen. Ich wollte mit Elektronik-Artikeln handeln, also habe ich dort die Produkte und Produktionsstätten angeschaut.“

Im Flugzeug hatte Tobias Zeit zum Beten: „’Herr Jesus, worauf lasse ich mich ein? Der kleine Tobi in der grossen Welt, obwohl ich kaum Erfahrung habe und nicht einmal richtig Englisch kann!’ Doch ich erhielt innerlich eine ganz gewisse Bestätigung, dass es das Richtige war. So entschied ich mich, zu beten ‚Guter Herr, ich nehme das an, was du gibst, und bin gespannt darauf’.“

Qualität nicht erwünscht

In Korea schloss Sommer Handelsverträge mit Herstellern ab, die ihn zum Generalimporteur für USB-Sticks auf dem europäischen Kontinent machten. Er ging mit seinem Produkt zu marktführenden Unternehmen. Im März 04 stellte er an der CeBIT, der weltgrössten Messe für Informationstechnik in Hannover aus, mit dem Ziel, Deutschland, die Schweiz und Österreich zu bearbeiten. Die Tage brachten ihm Kontakte in 33 Länder.

Denn Sommers USB-Sticks waren die kleinsten und innovativsten auf dem Markt. Sie hatten Speicherchips von bester Qualität mit zehn Jahren Garantie. Die gute Qualität wurde ihm zum Verhängnis: „Im letzten halben Jahr wollten die Wiederverkäufer Produkte schlechterer Qualität verkaufen, im Gegensatz zu mir. Die Händler sagten mir, dass sie meine Produkte verkaufen würden, wenn diese von so schlechter Qualität wären wie jene der Konkurrenz. Ich wollte aber keine Abstriche in der Qualität machen.“

Lieber Nachteile in Kauf nehmen als Kunden veräppeln

Tobias Sommer entschliesst sich aufgrund seiner christlichen Geschäftsgrundsätze, Nachteile in Kauf zu nehmen. Er will seine Kunden nicht mit schlechten Produkten veräppeln. Warum ist seine gute Qualität bei den Wiederverkäufern nicht beliebt? „Der Rücklauf meiner Sticks liegt um ein Vielfaches tiefer; die Garantiefälle machen bei mir 0,3 Prozent der verkauften Exemplare aus, bei anderen USB-Sticks gehen bis zu 20 Prozent zurück. Weil aber viele Kunden die Kaufquittung nicht behalten oder einfach einen neuen Stick kaufen, haben doch jene die Nase vorn, die minderwertige Ware herstellen und verkaufen.“

Tobias Sommer will mit Qualität Geld verdienen. Und trägt die Konsequenzen: Im August 2005 fallen die USB-Einnahmen auf Null. Er hat viel Kapital verloren. Immerhin hat er sich nicht dazu hergegeben, etwas zu verkaufen, hinter dem er nicht stehen kann.

Verbittert auf Gott ist er nicht, obwohl sein Glaube und sein Gewissen ihn auf den Weg führten, wo das Geschäft misslang. „Einige Male habe ich gebetet: ‚Herr, ich kann nicht mehr, ich weiss nicht, wie es weitergehen soll, du musst mir zeigen, was passieren soll!’.“

Verrückte Wege

Im Nachhinein findet er, dass Gott verrückte Wege führen kann. „Das Wichtigste ist dann, am Vertrauen zu Jesus festzuhalten. Ich pflege meine Beziehung zu Gott und bin dankbar für jede Situation – egal, wie schlecht sie ist.“ Tobias Sommer weiss, wovon er spricht: Einer seiner engen Mitarbeiter ist vor einiger Zeit in Zürich erschossen worden, und wegen des Tsunami ging ihm ein einmaliger Auftrag flöten. Trotzdem bleibt er Gott treu: „Wer Jesus akzeptiert als seinen Herrn, der wird viel Gutes erleben“ – und schliesslich gibt es ja noch viele (gute) Produkte, die vertrieben werden wollen.

Autor: Thomas Gerber

Datum: 01.05.2013
Quelle: Jesus.ch

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