Stefan von Rüti

«Gottes Träume sind grösser als meine eigenen»

Auf keinen Fall hätte er sich als Jugendlicher als Leiter einer internationalen Schule gesehen. Er war schüchtern, introvertiert und nicht besonders mutig. Trotzdem entstand ISTL – und Stefan von Rüti blüht dabei auf.
Stefan von Rüti (Bild: zVg)
Stefan von Rüti mit seiner Frau Susanne

«Zusammen mit meinen sechs Geschwistern bin ich in einfachen Verhältnissen aufgewachsen», erzählt Stefan von Rüti (50). «Ich war ein unterdurchschnittlicher Schüler, ein Aussenseiter und konnte nicht vor Menschen sprechen.» Dass er selbst einmal eine Schule leiten würde, hätte er sich nicht träumen lassen.

Das Leben noch einmal geschenkt

Anfang 20, nach Abschluss seiner Berufslehre zum Schreiner, reiste Stefan mit einem Kollegen durch Island. «Wir hatten einen schweren Autounfall und hätten beide tot sein können.» Für ihn war dies ein grosses Wunder. «Es war, als hätte mir Gott mein Leben noch einmal geschenkt.» Nach diesem Erlebnis betete er: «Gott, ich möchte meine besten Jahre nicht verschwenden, sondern ein spannendes Leben haben.» Er war sich nicht bewusst, wie ernst Gott sein Gebet nimmt. Heute bezeugt er, keinen einzigen langweiligen Tag mehr erlebt zu haben.

Stefan selbst hatte sich nicht viel zugetraut. «Gott hat jedoch grössere Träume und Pläne für mein Leben als ich selbst jemals gehabt habe.» Dass er heute gemeinsam mit seiner Frau Susanne, mit welcher er seit neunzehn Jahren verheiratet ist, im Dienst steht, ist für ihn ein grosses Geschenk. Doch alles kam Schritt für Schritt.

Wachsen an Momenten der Überforderung

Stefan beabsichtigte, nach einer sechsmonatigen Jüngerschaftsschule die Ausbildung bei der Polizei in Angriff zu nehmen. Der evangelistische Einsatz in Russland brachte diese Pläne jedoch durcheinander. Der Leiter des Teams fiel aus und Stefan wurde herausgepickt. «Es hiess, ich müsste den Einsatz leiten.» Er fühlte sich masslos überfordert. Gott liess ihn oft ins «kalte Wasser» fallen, weil er es sonst vielleicht nicht getan hätte. «Solche Momente der totalen Überforderung brachten mich aber weiter.»

Ebenfalls in der Jüngerschaftsschule kam ein «Prophet» vorbei. Ein derartiges Amt war Stefan damals fremd. «Dieser sprach über meinem Leben aus, dass Gott mich in den nächsten Jahren vorbereiten und ich später einen internationalen Dienst leiten würde.» Für Stefan war dies der Beweis, dass er ein falscher Prophet war. «Ich dachte, wenn er mich kennen würde, wüsste er, dass dies unmöglich ist.» 20 Jahre später staunt er, dass diese Worte tatsächlich wahr geworden sind.

Neue Wege einschlagen

Innerlich motiviert, sein Leben ganz in den Dienst für Jesus zu investieren, gab Stefan seine Pläne der Polizeischule auf und begann stattdessen in Bern ein Theologiestudium. «Um etwas ganz Neues zu machen, arbeitete ich parallel dazu im Restaurant McDonald's.»

Zwei Jahre später war er plötzlich im McDonald's Management und einige Zeit später wurde er sogar Personalverantwortlicher, wo er wertvolle Erfahrungen im Führen von Menschen sammeln konnte. Verbindlich arbeitete er in seiner neuen Gemeinde, Newlife Bern, mit und bekam den Auftrag, eine Jugendarbeit aufzubauen. In dieser Zeit heiratete er Susanne, die damals in der aufstrebenden Godi Jugendarbeit in Frauenfeld involviert war. Sein Kontakt mit Heinz Strupler in jener Zeit sollte sich als wegweisend erweisen.

Der Vater berichtet von himmlischen Erfahrungen

2001 erkrankte Stefans Vater an Krebs. Die Krankheit schritt enorm schnell voran und bereits im Sommer starb er. «Zum ersten Mal war ich so direkt mit dem Tod konfrontiert. Dies warf bei mir ernste Fragen übers Leben auf.» Drei Tage vor dem Tod war Stefan im Krankenhaus. Sein Vater war eigentlich nicht mehr ansprechbar, doch plötzlich öffnete er seine Augen. «Mein Vater war ein nüchterner, bodenständiger Handwerker. Umso erstaunlicher war es, als er von Begegnungen im Himmel erzählte.» Offensichtlich hatte er einen Einblick in die Ewigkeit. Er sagte, wenn er noch weiterleben könnte, würde er allen Menschen davon berichten, dass Jesus lebt und sie durch seine Vergebung eines Tages bei ihm sein werden. Die letzten Tage seines Lebens sprach sein Vater nur noch von seinem Einblick in den Himmel. «Das weckte in mir den Wunsch, mein ganzes Leben in die Sache Gottes zu investieren.»

Eine neue Schule gründen

«Dann fragten uns Heinz und Annelies Strupler, gemeinsam mit ihnen eine neue Schule für Pastoren und Gemeindegründer zu starten. Eine grosse Entscheidung, aber wir spürten, dass dies unser nächster Schritt war. So zogen wir nach Zürich, wo wir mit leeren Händen starteten.» Sie hatten kein Einkommen, kein Büro, nur eine Vision. «Die ersten Jahre waren heftig. Dazu kamen viele kritische Fragen, die wir aushalten mussten.» 2005 wurde die erste Klasse gestartet und aus den bescheidenen Anfängen begann das ISTL in den folgenden Jahren zu wachsen. Neben den drei Standorten im deutschsprachigen Raum starteten eigenständige Studienzentren in Albanien, Jordanien, Kenia (mit insgesamt vier Standorten), Rwanda und im Ostkongo.

«Ein Theologiestudium, welches in einer leidenschaftlichen, erwecklichen Schulkultur eingebettet ist», so beschreibt Stefan das ISTL. «Leute sollen dafür brennen, das Evangelium in die Welt hinauszutragen und Menschen in die Nachfolge Jesus zu führen.» Seit fünfzehn Jahren werden wöchentlich Strasseneinsätze durchgeführt. «Für die Studenten wird es normal, Zeugen für Jesus zu sein und zu erleben, dass damit etwas ausgelöst wird.»

Auf sein bisheriges Leben zurückblickend sagt Stefan: «Gott hatte viel grössere Pläne für mein Leben als ich selber. Ich habe seit über 15 Jahren keinen Job mehr – ich lebe meine Leidenschaft.»

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Datum: 06.09.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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