Sabine Gorn erzählt

Die arbeitslose Juristin gibt nicht auf

Die Ideale, die sie zu Beginn ihres Studiums hatte, bewegen sie immer noch: „Ich habe Jura studiert, weil ich Menschen helfen will,” erklärt Sabine Gorn. Seit mehr als zwei Jahren ist die 29-Jährige nun fertige Juristin, aber einen Platz zum Helfen hat sie bisher nicht gefunden. Sie ist arbeitslos und kein fester Job ist in Sicht. Die junge Frau versucht es gelassen zu nehmen, was freilich nicht immer gelingt: „Bei rund 13 000 Juristen in Frankfurt werden die wohl gerade auf mich warten.”
Sabine Gorn

Zurzeit macht die gebürtige Fränkin ein Praktikum in einer christlich geführten Kanzlei in Frankfurt. Nicht aus Geldgründen, denn viel dazu verdienen darf sie als Arbeitslosenhilfe-Empfängerin nicht. Aber neben der Tatsache, dass es ihr einfach gut tut, aus dem Haus zu kommen, kann sie dort als Berufsanfängerin jede Menge lernen. Dass praktische Erfahrungen von unschätzbarem Wert sind, weiss sie besonders seit den zahlreichen Absagen auf ihre Bewerbungen. Neben mehreren Fremdsprachen und zwei Prädikatsexamen, sei Berufserfahrung das Hauptkriterium, das in den wenigen Stellenausschreibungen, die es überhaupt gäbe, erwünscht sei, erklärt Sabine Gorn. „Doch wie soll man Erfahrung haben, wenn man erst gar nicht die Chance bekommt, sie zu sammeln?” Ein Dilemma, aus dem es kaum einen Ausweg gibt.

Keine Zweifel

Sabine Gorn gehört zu den zigtausend Akademikern in Deutschland, die trotz guter Ausbildung arbeitslos sind. Eine Tatsache, die sie nicht wirklich tröstet, „aber wenigstens weiss ich, dass ich nicht die Einzige bin”, sagt sie. Wenig hilfreich findet sie die Praxisferne des Jura-Studiums in Deutschland. „Die Leute studieren und glauben, ihnen stünde später die Welt offen. Aber dem ist nicht so!” Zweifel, ob sie den richtigen Beruf ergriffen hat, hat sie dennoch selten. „Natürlich habe ich mich schon einmal gefragt, ob Gott mich vielleicht woanders haben möchte”, erzählt die Christin. Doch während des derzeitigen Praktikums habe sie einmal mehr gemerkt, dass Jura genau „mein Ding” ist.

Hilfe von den Eltern

Sorge um ihre Existenz muss Sabine Gorn im Gegensatz zu anderen Arbeitslosen zumindest im Moment nicht haben, obwohl auch sie von der Hartz IV-Regelung betroffen ist. Zum Glück sind da noch ihre Eltern, die ihr immer wieder mal unter die Arme greifen. Ein Privileg, das sie zu schätzen weiss. So nämlich kann sie wenigstens Praktika innerhalb ihres Berufs wahrnehmen und sich fortbilden, statt aus Geldnot "Zeitungen austragen zu müssen". Was ihr eher Sorgen bereitet sind die weissen Stellen in ihrem Lebenslauf. „Schlechte wirtschaftliche Lage hin oder her, das macht sich einfach nicht gut! Und die Zeitspanne wird immer länger.”

Zu kleines Gottvertrauen?

Dass sie trotz allem den Mut nicht verliert, liegt zu grossen Teilen an ihrem Glauben. Auch wenn sie vor Fragen nicht verschont bleibt: „Natürlich frage ich mich, ob ich Gott nicht genug vertraue.” Aber weil solche Zweifel zu nichts führten, versuche sie, sie zu vermeiden. Stattdessen hängt sie sich an ein Bibelwort, das ihr Anfang 2004 eine Freundin gegeben hat. Der Zuspruch aus dem Wort Gottes hat sie damals so berührt, dass der Vers aus Psalm 12 seither ihren Computerbildschirm ziert: „Ich will dem Hilfe schaffen, der sich danach sehnt.” Darauf setzt Sabine Gorn. Und sucht weiter.

Datum: 20.04.2005
Autor: Sabine Müller
Quelle: Neues Leben

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