Erwerbslos

„Gott hat einen Plan“

Nach zwei Jahren Erwerbslosigkeit hat René Mucke endlich wieder einen Job.
René Mucke

„Heute habe ich Spass bei der Arbeit und ich krieg auch noch Geld dafür“, sagt René Mucke und strahlt. Das war nicht immer so: Zwei Jahre lang hatte der 29-Jährige von Arbeitslosenunterstützung gelebt. Zwei Jahre, in denen er sich frisches Obst und neue Hosen nur durch zusätzliche Gelegenheitsjobs leisten konnte. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Der gelernte Maler arbeitet seit vergangenem Sommer als einer von zwei Hausmeistern bei der christlichen Organisation "Neues Leben". Zu seinen Aufgaben gehören die Instandhaltung der Räumlichkeiten, die Pflege des Parks sowie Malerarbeiten.

René Mucke ist die Arbeitsstätte nicht unbekannt. In seiner dreijährigen Zeit als Schüler am Theologischen Seminar half er des öfteren bei handwerklichen Arbeiten am Gebäude. Heute ist er für dieses mitverantwortlich.

Entscheidung mit Perspektive?

Die Arbeitssuche war für René Mucke ein zweijähriger Kampf. Nach der theologischen Ausbildung im Sommer 2002 gönnt er sich zunächst eine kurze persönliche Auszeit bevor er in seinen alten Beruf zurückkehren will. Doch vom Arbeitsamt kommt nicht ein einziges Stellenangebot. Auch mit seinen Bewerbungen hat der Maler, Schlosser und Waldarbeiter keinen Erfolg. „Das erste halbe Jahr war die Arbeitslosigkeit noch wie Urlaub“, sagt René Mucke, „aber dann fällt einem irgendwann die Decke auf den Kopf.“

Mit Gelegenheitsjobs versucht er sich dann zu seinen 470 Euro Arbeitslosengeld etwas dazuzuverdienen. Doch die freie Zeit und der Kampf um jeden Euro drängen ihn zum Handeln: „Soll ich mich weiter bewerben oder soll ich mich vielleicht sogar selbstständig machen?“, „Vielleicht möchte Gott aber auch, dass ich hauptamtlich in einer Gemeinde arbeite?“ – Letztlich beschliesst er in seiner alten Heimat, im thüringischen Gotha, auf Jobsuche zu gehen. Keine leichte Entscheidung für ihn und seine Freundin, die beruflich im Westerwald gebunden ist. Wird die Beziehung die Distanz aushalten?

Kein Geld, aber Neid

Auch in Gotha ist die Arbeitssuche unverändert schwierig. Über siebzig Bewerbungen schreibt René Mucke – erhält aber nur Absagen. Das schmerzt. Erste Selbstzweifel treten auf: „Werde ich überhaupt noch gebraucht?“ Er bittet und klagt Gott sein Leid: „Gib mir doch Arbeit!“

Sein Geld reicht gerade so aus, um über die Runden zu kommen. Dass er beim Essen sparen muss, wenn er sich eine Fahrt zu seiner Freundin leisten will, hatte er schon gelernt. Doch als das Arbeitsamt nach einem Jahr die Leistungen um siebzig Euro kürzt, muss er sich auf das Nötigste beschränken. Gleichwohl belastet ihn sein Neid, wenn er in die vollgepackten Einkaufskörbe anderer schaut. Doch am meisten ärgert ihn das Ost-West-Gefälle: Für einen gleichwertigen Gelegenheitsjob im Osten bekommt er jetzt nur noch die Hälfte ausbezahlt. Trotz alledem gibt ihm in dieser Zeit die gemeinsame Bibellese mit einem Freund Halt und Zuversicht: „Gott hat einen Plan, selbst wenn ich fünf Jahre lang arbeitslos bin.“

Von Gott beschenkt

Nach anderthalb Jahren Arbeitslosigkeit treiben René Mucke viele Fragen um: „Wie soll es nur weitergehen?“, „Was ist falsch gelaufen?“ und „Was wird aus unserer Beziehung?“. Inmitten der eigenen widrigen Umstände entscheidet er sich für seine Freundin. Gemeinsam suchen sie nach neuen Perspektiven. Völlig unerwartet tut sich die Möglichkeit auf, in den Westerwald zurückzukehren und dort als Hausmeister zu arbeiten. Schnell schreibt René Mucke eine Bewerbung – und hat diesmal Erfolg. „Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt er, „endlich darf ich eine Arbeit nicht nur getrieben vom Lebensunterhalt tun, sondern weil sie mich glücklich macht und anderen dient. Ich bin Gott jeden Tag dankbar dafür, wie sehr er mich beschenkt hat.“

Datum: 11.04.2005
Autor: Stefan Rüth

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