Von ISIS versklavt

«Gott sei Dank, ich bin frei!»

2014 wurde Layla Taalo mit ihrer Familie von ISIS gekidnappt. Mehrere Jahre wurde sie als Sex-Sklavin von einem Mann zum nächsten gereicht. Heute ist sie frei – und wünscht sich doch in die Vergangenheit zurück.
Layla Taalo (rechts) (Bild: Youtube)

Vor sechs Jahren wurde Layla Taalo zusammen mit ihrer gesamten Familie von ISIS entführt. Sie sind Jesiden, ein Volk, das brutal vom Islamischen Staat unterdrückt wurde, als die Terrorgruppe 2014 in das Siedlungsgebiet der Jesiden im Nordirak eindrang.

Zwangskonvertiert

Nachdem die Familie aus ihrem Haus in Sindschar gekidnappt wurde, wurden sie gezwungen, zum Islam zu konvertieren. Dies erlaubte der Familie ein Leben zweiter Klasse: Sie wohnten zusammen in einem eigenen Haus und arbeiteten mit anderen Jesiden als Viehhälter für ISIS.

Doch als einige Jesiden flohen, brachten die Terroristen alle Männer weg; die meisten von ihnen wurden ermordet. «Wir wussten, dass sie uns aus diesem Haus holen würden», erinnert sich Layla gegenüber CBN. «Wir machten uns Sorgen um die Mobiltelefone, denn sie würden herausfinden, dass wir Mobiltelefone hatten. Deshalb nahmen die Frau meines Bruders und ich die Telefone und begruben sie hier…»

Verkauft

Nun war ihr Mann nicht mehr da, um sie zu beschützen, und Taalo und ihre zwei Kinder wurden als Sklaven verkauft. Mit ihr und anderen jesidischen Frauen wurde gehandelt wie mit Vieh – jeder neue Besitzer vergewaltigte sie mehrmals. Zweimal wurde Layla schwanger, aber der saudische Vater zwang sie zur Abtreibung, auch wenn ISIS das eigentlich verbietet.

Ein ähnliches Schicksal erlitten Hunderte von jesidischen Frauen und Mädchen. Dr. Anne Speckhard leitet eine internationale Studie über gewalttätigen Extremismus und hat in diesem Zusammenhang viele jesidische Frauen interviewt, die vor ISIS fliehen konnten. «Eine jesidische Familie, mit der ich sprach, kauft nach und nach ihre Töchter von ISIS zurück», berichtet die Psychiaterin. «Und das zeigt, dass etwas Korruptes und Schreckliches passiert, dass ISIS immer noch aktiv ist.»

Zurück in die Vergangenheit

Auch Layla wurde nach knapp drei Jahren des Missbrauchs endlich von ihrer Familie freigekauft – für über 19'000 US-Dollar. Doch das Erlebte zu verarbeiten, ist alles andere als leicht. «Ich wünschte, ich wäre zurück in der Vergangenheit, obwohl ich da in den Händen des Islamischen Staates war, aber wenigstens lebte ich zusammen mit meiner Familie, meine Brüder und mein Mann waren am Leben… Egal wie lang die Gefangenschaft gedauert hätte, fünf weitere Jahre, aber wenigstens waren wir zusammen und nicht getrennt», erklärte sie gegenüber Journalisten, mit denen sie den Ort ihrer Gefangenschaft besuchte.

Zwar wurde die Stadt Sindschar bereits Ende 2015 von den kurdischen Peschmerga befreit. Doch laut kurdischen Behörden sind immer noch 2'900 Jesiden in der Gewalt von ISIS, darunter über 1‘300 Frauen und Mädchen. Layla setzt sich seit ihrer Befreiung auf internationaler Ebene für diese Frauen und Mädchen ein. «Als ich hier lebte, hätte ich nie gedacht, dass ich eines Tages frei sein würde. Heute bin ich wieder hier und ich bin frei, Gott sei Dank! Aber ich werde das Leid, das sie uns angetan haben, nie vergessen.»

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Datum: 12.06.2020
Autor: Chuck Holton / Rebekka Schmidt
Quelle: CBN / Übersetzt und gekürzt von Livenet

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