Zu Unrecht sass Anthony Ray Hinton während 30 Jahren
hinter Gittern. Weil er schwarz war, hatte er keine Chance, so seine nachdrückliche
Aussage. Er war voller Hass – dann traf er auf ein KKK-Mitglied, das einen
Schwarzen ermordet hatte...
Des Verbrechens beschuldigt wurde er, weil am Tatort
dieselben Kugeln gefunden wurden wie im Hause von Hintons Mutter. Ballistische
Tests wurden mit der Waffe jedoch nicht durchgeführt.
Der Fall wurde schliesslich wieder hervorgeholt – und
es stellte sich heraus, dass die Kugeln des Täters nicht aus der entsprechenden
Waffe abgefeuert worden waren…
«Ich war voller Hass»
Emotionale Szenen beim ersten Wiedersehen
Die Freiheit erlangte er am 3. April 2015 wieder,
sämtliche Anklagen wurden fallengelassen. «Ich will, dass ihr wisst, dass es
einen Gott gibt, der lebt», sagte Anthony Ray Hinton am Tag seiner Freilassung.
Nach seiner Verurteilung war Hinton tief frustriert. «Die ersten drei
Jahre war ich voller Hass. Ich hasste die Männer, die mir das angetan hatten.»
Doch Ray spürte irgendwann, dass er nicht zu dem Menschen geworden
war, zu dem ihn seine Mutter erzogen hatte - ein Mann, der Gott liebte und dem
Beispiel Jesu Christi folgte.
Hass begraben
«Ich bat Gott, diesen Hass zu entfernen», erinnert
sich Ray. «Um frei zu sein, blieb mir nichts anderes übrig, als für die Männer
zu beten, die mir das angetan hatten.» Er entschied sich zu diesem Schritt.
«Wenn es Gottes Wille ist, dass ich hier sterbe, dann
sterbe ich hier. Aber solange ich hier bin, wird alles um mich herum leben. Ich
will für jeden, der mit mir in Berührung kommt, das Beste.»
Mit KKK-Mitglied angefreundet
Hinton veröffentlichte seine Geschichte in einer Biografie.
Einer dieser Menschen war Henry Hays,
ein KKK-Mitglied, das in der Todeszelle sass, weil er einen schwarzen Teenager getötet
hatte. «Ich glaube, dass Gott mich in die Todeszelle geschickt hat, um Henry
Francis Hays zu treffen», reflektiert Ray. «Und um ihm zu zeigen, wie sich
wahre Liebe anfühlt und dass wahre Liebe keine Farbe hat.»
Während ihrer ungewöhnlichen Freundschaft erlebte Ray,
wie Gott Henry von einem hasserfüllten Mann in einen Menschen verwandelte, der
Gottes Liebe kannte und der in Jesus Christus Erlösung gefunden hatte.
Ray
erinnert sich noch an eines ihrer letzten Gespräche vor Henrys Hinrichtung im
Jahr 1997. «Ich sagte: 'Henry, ich glaube wirklich, dass du in
den Himmel kommst.' Und Henry antwortete: 'Weisst du,
Ray, ich habe die Bibel gelesen. Und ich habe meine Ansichten über so viele
Dinge geändert. Ich habe dich endlich als menschliches Wesen gesehen.'»
«Ihr sollt eure Feinde lieben»
Für Ray war die späte Entlassung ein bittersüsser
Moment, da seine Mutter mittlerweile verstorben war. «Wenn deine Mutter an dem
Tag, an dem du entlassen wirst, nicht mehr da ist, damit du in ihre Arme laufen
und sagen kannst: 'Ich bin zu Hause, Mama', dann versuche ich mein Bestes, der Sohn
zu sein, zu dem sie mich erzogen hat.»
Heute ist Ray Community Educator bei der Equal Justice Initiative EJI, wo er sich für
eine Reform des Justizsystems einsetzt. Er hat auch ein Buch über seinen Weg
der Vergebung und Erlösung geschrieben, in der Hoffnung, dass seine Geschichte
zu Veränderung und Heilung anregen wird. «Jesus hat nicht gesagt: 'Hey, wenn
euch ein Feind begegnet, sollt ihr ihn hassen'», sagt Ray. «Er sagte: 'Liebt
euren Feind!' Der einzige Weg, durch den wir jemals den Hass besiegen können,
ist die Liebe.»