Beate Iseli

Schon als Kind fühlte sie sich unerwünscht

Beate Iseli war ein unerwünschtes Baby und als Kind eine Last für ihre Grosseltern. In einer christlichen Gemeinde erlebte sie erstmals tiefe Freude; trotzdem sollte sie noch viele Jahre nach innerer Heilung suchen müssen.
Beate Iseli (Bild: zVg)

Beate war kein erwünschtes Kind. Mit 16 Jahren wurde Beates Mutter zum ersten Mal schwanger und kurz nach der Geburt eines Mädchens zum zweiten Mal. Beate wurde 1967 geboren – heimlich im Wohnzimmer der Grosseltern, irgendwo in Deutschland.

Schwierige Kindheit

Die Grosseltern waren über den Lebenswandel ihrer Tochter alles andere als erfreut. Um Pflegegeld zu erhalten nahmen sie die beiden Mädchen als Pflegekinder bei sich auf. «Ich fühlte mich unerwünscht, sie hatten uns halt nehmen müssen.» Die Besuche bei ihrer leiblichen Mutter waren für Beate und ihre Schwester traumatisch.

Grossvater war der Chef der Familie und sein Wille oberstes Gebot. «Wenn wir nicht gefügig waren, schlug er uns, bis wir gefügig wurden.» Die Prügel setzte Beate zu. «Um nicht aufzufallen zog ich mich zurück.» Grossvater hatte immer wieder Frauengeschichten und tyrannisierte Grossmutter mit Drohungen und Zornausbrüchen.

Eine Nachbarin, eine Religionslehrerin und neue Freunde

Einmal nahm Beate all ihren Mut zusammen und besuchte eine Nachbarin – wegen derer Katze. Eine Freundschaft entstand. «Wenn es zu Hause schwierig wurde, floh ich zu ihr.» Die Nachbarin wurde ihr eine Zuflucht und deren Tisch- und Abendgebete prägten sie.

Später erzählte eine Religionslehrerin biblische Geschichten. «Da erfuhr ich von Jesus, welcher bei uns ist.» Nach einigen Jahren fand Beate gleichaltrige Freunde, die eine Freikirche besuchten. Gerne begleitete sie diese in die Jungschar und anderen kirchlichen Anlässen. All diese Menschen waren für sie Wegweiser fürs Leben.

Ein ganz neues Leben

«Ich vermisste meinen biologischen Vater, den ich nie kennengelernt hatte.» Irgendwann wurde Beate zu einem Anlass namens Evangelisation eingeladen. Dort sprach ein Mann über Gott als Vater. «Die Predigt sprach mich an, ich getraute mich aber nicht, darauf zu reagieren.» Zu Hause im Bett glaubte sie, ihre Chance verpasst zu haben, betete aber zu Jesus: «Wenn du mit mir zusammen sein willst, möchte ich das auch. Ich will nicht mehr alleine sein.» Freude durchströmte sie. «Was ist denn mit dir passiert?» fragte Grossmutter am nächsten Tag. «Hast du dich verliebt?» In ihrer Begeisterung sagte Beate ihren Familienmitgliedern: «Ihr braucht Jesus. Er kann euer Leben verändern». Da wurde es schwierig. Erst nach einem Besuch des Pastors durfte Beate wieder zur Kirche gehen. Der Besuch enthüllte aber auch einige der Probleme bei ihnen Zuhause, welche Beate und ihre Schwester immer verschwiegen hatten.

Und wieder ein harter Schlag

Unter ihren christlichen Freunden blühte Beate auf. «In der Gemeinde war ich immer da, wenn Not am Mann war», erinnert sie sich. «Damit wollte ich als gute Christin bewundert werden.» Nach Schulabschluss und Berufslehre verbrachte Beate ein Jahr als Au-pair in der Schweiz. Bei vielen Wanderungen mit dem Hund fand sie Zeit zum Beten. «So lernte ich, Gott mein Herz anzuvertrauen. Es entwickelte sich eine Vertrauensbeziehung.»

Anschliessend ging sie zur Bibelschule, wo sich eine Freundschaft mit einem Mann entwickelte. Sie sprachen schon übers Heiraten, doch dann machte er Schluss. Das sass tief. «Einmal mehr traf mich die vernichtende Botschaft, unerwünscht zu sein.»

Wenn die Fassade einstürzt

«Wenn du Jesus kennst, ist alles gut!» war damals die verbreitete Meinung. Irgendwann musste sich Beate aber eingestehen, dass bei ihr längst nicht alles gut war. Vieles war nur Fassade, dahinter bröckelte es. In ihrer Verzweiflung dachte die damals 23-Jährige über Selbstmord nach. «Dies wurde bemerkt und von da an war ständig jemand bei mir. Andere beteten im Hintergrund.»

Der Einsatz dieser Christen bezeichnet sie heute als Grund, überhaupt noch da zu sein. «Ich wurde in ein Seelsorgeprogramm eingebunden und arbeitete mein Leben auf.» Es brauchte Jahre, um zur festen Gewissheit zu kommen, dass Gott sie bedingungslos liebt. Die Botschaft «Du darfst nicht sein» war tief in ihrem Leben verankert gewesen und sie brauchte viel innere Heilung.

Versöhnung und Heilung

Mit 26 Jahren umarmte Beate ihren Grossvater zum ersten Mal. Als er pflegebedürftig wurde, nahm die Beziehung eine positive Wende. Das war genauso heilsam, wie ihrer Mutter Vergebung zuzusprechen. Lange Zeit hatte sie mit den Lebensumständen ihrer Jugendjahre gehadert. Nach jahrelangen seelsorgerlichen Prozessen konnte sie ihre Vergangenheit annehmen und als prägender Teil ihres Lebens akzeptieren. Sie fand zu einer Lebenswürde, die sie früher nicht für möglich gehalten hätte.

Seit 25 Jahren ist Beate Iseli inzwischen verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Buchs. «Noch immer kommt es vor, dass Menschen auf meiner Würde herumtrampeln und ich dabei Rückschläge erleide. Ich muss mich dafür aber nicht mehr schämen.» Beate hat zu einem Glauben gefunden, der ihr gerade in ihrer Unvollkommenheit Halt gibt.

Seit vielen Jahren begleitet Beate als Seelsorgerin nun selbst andere Menschen. Seit Jahrzehnten hat sie sich laufend weitergebildet, sich Fachwissen angeeignet und viele Erfahrung gesammelt. Nicht zuletzt ist es aber ihre eigene Geschichte, welche ihr zu einem Werkzeug geworden ist, um vielen Menschen zu helfen.

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Datum: 22.06.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Jesus.ch

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