Mit Parties,
Alkohol und Affären versucht Sandy Bucher die Schmerzen zu übertünchen, die sie
von klein auf begleiten. Die Liebe ihres Mannes ist ihr nie genug. Bis sie zum
zweiten Mal vor einer möglichen Scheidung steht – am Tiefpunkt. Kann ihr
irgendjemand helfen? Hier erzählt sie ihre Geschichte.
Glücklich verheiratet: Sandy Bucher mit ihrem Mann
Nein sagen –
vielleicht habe ich das mit sechs Jahren verlernt, als mein Onkel mir erzählte,
wie toll es ist, dass ich schon so reif bin für mein Alter und wir dieses
kleine Geheimnis doch sicher für uns behalten können. Klar konnte ich das. Ich
wollte ja auch nicht seine Gefühle verletzen... Seit ich fünf bin, wohnt
mein Papa 700 Kilometer von mir entfernt und meine einzigen zwei männlichen
Bezugspersonen fanden über die Jahre zu viel Interesse an mir. Ein krankes,
verzerrtes Männerbild schlich sich ein.
Aber auch mich selbst definierte ich
stark durch das, was ich tat und an mir tun liess. Innerlich fühlte ich mich
zerrissen und kaputt, aussen zu meinem Schutz immer härter. Und doch war ich
eigentlich immer nur auf der Suche nach bleibendem Frieden und Liebe.
Höhen und
Tiefen
Um diese
unerträgliche Spannung irgendwie auszuhalten, begann ich mich mit zehn Jahren
zu ritzen. Mit 15 Jahren dann ein Lichtblick am Himmel: Der Junge, den ich toll
fand, interessierte sich auch für mich. Schnell wurden wir ein Paar und ich
glaubte, ich wäre der glücklichste Mensch der Welt. Ein Jahr später verlobten
wir uns und ich war kaum noch Zuhause. Das nun sichere Umfeld tat mir gut.
Trotzdem holte uns meine Vergangenheit wieder ein. Albträume, Angst vor Nähe,
Suizidgedanken waren bald wieder an der Tagesordnung. Niemals konnte er
mich genug lieben, obwohl er doch sein Bestes tat. Trotzdem heirateten
wir.
Der neue beste
Freund
Mit etwa 17
Jahren lernte ich meinen neuen besten Freund kennen: den Alkohol. Er machte mir
Mut, liess mich vergessen, machte mich aber auch so ungezügelt. Meiner Wut
liess ich nicht selten freien Lauf. Oft provozierte ich so lange, um nur
irgendeinen Grund zum Zuschlagen zu finden. Endlich mal nicht das Opfer sein.
Ich fühle mich stark und überlegen – für den kurzen Moment. Partys,
Alkohol, Affären, damit ich das Schreien in mir nicht mehr hörte. Immer auf der
Suche nach dem nächsten Kick. Hauptsache etwas fühlen, das sich für den Moment
gut anfühlt.
Vor der
Scheidung
Ein paar Jahre
später war es dann so weit: Wir sprachen ganz konkret von der Scheidung. Doch
auf dem Weg zur Scheidungsberatung wurde mir bei 120 km/h auf einer kurvigen
Landstrasse plötzlich schwarz vor Augen und ich verlor die Kontrolle über das
Auto. Totalschaden, aber ich selbst hatte bis auf ein paar kleine Prellungen
keinerlei Verletzungen – und auch unser ungeborenes Baby lebte. Der
Gesprächstermin war plötzlich hinfällig. Uns war klar, da steckt mehr dahinter:
Wir kämpfen um unsere Ehe. Nur, wie lange schafft man das aus eigener
Kraft?
Nach wenigen
Jahren waren wir erneut an dem Punkt. Ehe gescheitert? Unfassbar… Als ich
allein auf der Couch lag – das Bett teilten wir schon lange nicht mehr –, war
ich am absoluten Tiefpunkt meines Lebens. Ich wollte einfach nur noch sterben.
Ich hatte bis dahin nicht an die Möglichkeit eines übernatürlichen Eingreifens
Gottes geglaubt, aber plötzlich wusste ich, wenn uns noch einer helfen kann,
dann ist er es!
Geschichten,
die ins Leben sprechen
Der Onkel meines
Mannes liebte diesen Gott, den wir noch nicht kannten. Er wusste nichts von
unseren Problemen, keiner wusste es so konkret. Aber wir baten ihn, zu uns zu
kommen. Und er sprach durch Geschichten der Bibel in unser Leben. So unfassbar
konkret, dass wir dachten, er weiss alles! Gleichzeitig wussten wir, dass
Gott es war, der uns liebevoll zu sich ruft.
Es schien mir,
als würden mir plötzlich Scheuklappen von den Augen genommen werden. Der ganze
Dreck und Ballast, die Verletzungen und der Hass der letzten Jahre, schienen von
mir abzufallen. Ich wusste plötzlich, dass Jesus für mich gestorben war, damit
ich ihm das alles abgeben kann. Damit ich innerlich völlig heil werden kann.
Tränen der Befreiung flossen wie ein Bach.
Alles anders
Von dem Tag an
war alles anders. Es war nicht unbedingt alles sofort gut, aber in meinem
Herzen hat sich etwas getan. Gott hat es neu gemacht, es geheilt. Ich konnte um
Vergebung bitten und selbst vergeben. Und ich konnte das erste Mal die
Liebe meines Mannes annehmen. Ich wusste, mein Wert ist ein anderer als
der, der mich in der Kindheit geprägt hatte. Ich bin mehr als mein Körper. Ich
muss mir Liebe nicht mehr verdienen. Gott liebt mich. Bedingungslos.
Es sind wahre
Wunder, die wir in unserer Ehe mehr und mehr bis heute erleben. Eines nach dem
anderen. Wir sind weiter auf dem Weg und gehen ihn täglich gemeinsam mit
Gottes Hilfe.
Heute ist Sandy Bucher mit ihrem Mann in einer christlichen Gemeinde engagiert und leitet dort den Lobpreis.