Geschieden und wieder versöhnt

Elfies Leben

Ihre „erste“ Ehe war schwierig. Sehr schwierig. Nach 20 schweren Jahren liess sich Elfie Scacchi scheiden. Zwölf Jahre später heiratete sie denselben Mann nochmals – es wurde die glücklichste Zeit ihres Lebens.
Ein kurvenreiches Leben: Elfie Scacchi heute
Elfie und Umberto an ihrer zweiten Hochzeit

Elfie Scacchi (69) begrüsst uns in ihrer Stube. „In diesem Monat würde mein Mann Umberto 86 Jahre alt“, schwärmt die Weinkennerin. „Ich liebte ihn heiss. Kennen gelernt habe ich ihn, als ich 15 Jahre alt war, zwischen Weihnachten und Neujahr. Ich ging damals noch zur Schule, aber wollte ihn unbedingt heiraten.“

Einfach hatten sie es nicht. Umberto war Italiener, 17 Jahre älter als Elfie und hatte eine belastende Vergangenheit: Als er 19jährig als Rekrut diente, brach der Zweite Weltkrieg aus. So musste er fünf Jahre unter Mussolini kämpfen. Sie hinterliessen tiefe Spuren. Er sagte sich: „Wenn ich irgendwie aus dieser Hölle rauskomme, lebe ich nur noch“. Als junger Mensch hatte er Ideale; der Krieg raubte sie ihm.

Jung in die Ehe

Elfie war 19-jährig, als sie heirateten. „Im folgenden Jahr brachte ich unser erstes Kind zur Welt: Claudia. Zwei Jahre später kam Romeo. Doch wir hatten nicht die beste Ehe. An Wochentagen war Umberto oft betrunken – Nachwirkungen seiner Dienstzeit (zur Aufheiterung hatte man den Soldaten täglich einen halben Liter Wein gegeben). In unseren zwanzig Ehejahren erlebte ich keine Weihnachten, an denen mein Mann nicht betrunken war.“ Weitere unerfreuliche Umstände liessen Elfies Entschluss reifen: Sie liess sich scheiden. Umberto war einverstanden.

Nach der Scheidung

„Nach meiner Scheidung 1976 lebte ich einige Jahre lang unabhängig und frei. Ich genoss diese Zeit. Bald hatte ich wieder einen Freund, der mir nach vier Jahren den Schuh gab. Langsam aber sicher zweifelte ich an mir – es ging mir nicht gut.“ An einer Klassenzusammenkunft sprach sie ein ehemaliger Mitschüler an: „Gäll, Elfie, s’gaht der nöd guet?“

Eine ganz andere Dimension

Sie bejahte. Und das hatte Folgen. „Seine Frau und er kümmerten sich um mich. Sie brachten mich mit überzeugten Christen in Kontakt. In einer Gemeindefreizeit entdeckte ich den Glauben an Jesus Christus. Der Glaube gab mir eine neue Perspektive für mein Leben. Ich lernte von diesen Christen, dass es möglich ist, eine Ehe zu führen, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Denn wenn ein Mann weiss, was er Gott schuldig ist, weiss er auch, was er seiner Frau schuldig ist.“

Zu Umberto hatte sie wegen ihres Sohnes immer noch regen Kontakt. Elfie und Umberto trafen sich immer öfter – sie telefonierten täglich miteinander und trafen sich regelmässig. Ihre Abneigung gegen Umberto löste sich auf. „Unsere Gespräche wurden je länger je tiefer. Er begrüsste meinen Entscheid, an Jesus Christus zu glauben. Er kam sogar mit mir in die ‚Messe’, wie er den Gottesdienst nannte – und entschied sich mit 68 Jahren, auch an diesen Christus zu glauben. Ich war überglücklich. Gott veränderte auch seinen Charakter. Bald wurde er frei vom Alkohol.“

Neu entflammte Liebe…

Elfie lacht. „Wir hatten eine sehr gute Zeit mit einander. Eigentlich wollten wir beide wieder heiraten – geredet haben wir aber nie darüber. Erst als ich eine neue Wohnung suchte, wurde es konkret: Es war klar, dass wir nur verheiratet zusammen ziehen. Weil Umberto die Schriften in Italien hatte, war eine Heirat aber nahezu unmöglich: In der Schweiz war er offiziell geschieden, aber in Italien galt er immer noch als verheiratet!“

…und Papierkrieg

Die Winterthurer Standesbeamten meinten, dies sei nicht lösbar. Umberto brauchte um die zehn Formulare aus Como. „Noch in derselben Woche fuhren wir hin. Drei Beamte kratzten über einen Tag lang die Papiere zusammen, aber schlussendlich hatten wir alles beieinander. Im Auto fielen wir uns in die Arme und weinten vor Freude: Alles war bereit für die zweite Hochzeit. Drei Wochen später heirateten wir – zum zweiten Mal.“

Das schönste Jahr

„Es folgte das schönste Jahr meines Lebens – diese zweite, kurze Ehe überstrahlte alle zwanzig unglücklichen Jahre. Aber Umberto war gesundheitlich angeschlagen: Wenige Monate nach der Hochzeit fanden die Ärzte einen Hirntumor. Trotzdem hofften wir noch auf einen guten Lebensabend zu zweit. Doch Umberto wurde schwer krank. Ich pflegte ihn bis zu seinem Tod. Ein Jahr nach der Hochzeit, im Juli 1989, starb mein lieber Mann. In der Stunde des Todes hielt ich ihn in meinen Armen. Seither bin ich Witwe.“

„Was hat Gott noch mit mir vor?“

„Natürlich wünsche ich mir, wieder zu heiraten – es ist schade, dass ich keinen Mann habe an meiner Seite. Ein Mann, mit dem ich beten kann, den ich necken kann und er mich auch. Mit dem ich mein Herz teilen kann. Eine weitere Beziehung ergab sich aber nicht. Am liebsten hätte ich noch über zehn Jahre mit Umberto zusammen gelebt. Doch Gott hat etwas anderes vor mit mir – was genau weiss ich noch nicht. Aber ich nehme diese Situation dankbar aus seiner Hand.“

Datum: 01.02.2006
Autor: Thomas Gerber
Quelle: Jesus.ch

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