«Liebe Gott von ganzem Herzen und
deinen Mitmenschen wie dich selbst» – das war wohl im Kern die Hauptaussage von
Jesus. Doch wie weit soll diese Nächstenliebe gehen? Für Lori Wood gibt es da
kein Limit. Denn als die Krankenschwester den schwerkranken Jonathan
Pinkard kennenlernte, wusste sie sofort, was zu tun ist…
Lori Wood und Jonathan Pinkard
Der autistische
Jonathan Pinkard hatte bei seiner Grossmutter gelebt, bis diese 2012 verstarb. Seit
damals lebt der 27-Jährige mehr oder weniger allein – seine Mutter lebt derzeit in
einer Suchtklinik. Doch als ein Arzt Jonathan im August 2018 erklärte,
dass er dringend ein neues Herz brauche, wusste er nicht mehr weiter. Denn ohne
Familienangehörige, ohne ein Netz von Personen, die sich ihn nach einer OP um
ihn kümmern würden, wurde sein Name direkt von der Organspendeliste gestrichen.
Im vergangenen
Dezember wurde er ins Krankenhaus eingeliefert – er war auf seiner Arbeit als
Hausmeister ohnmächtig geworden. Ohne neues Herz war sein Leben in Gefahr. In der Notfallaufnahme lernten sich Lori und
Jonathan kennen. Lori Wood, die hier als Krankenschwester arbeitet, war
verzweifelt. «Wenn du Krankenschwester bist und Menschen heilen und ihnen
helfen willst, kann es echt frustrierend sein, wenn du weisst, dass der Patient
etwas braucht, es aber aus welchen Gründen auch immer nicht erhält.» In diesem
Fall wurden Jonathan wichtige Tests und Untersuchungen verweigert, weil er aus den oben genannten Gründen kein
Kandidat für eine Organspende war.
Von Gott
orchestriert
Jonathan mit seiner «Mama» Lori nach der Herz-OP
Doch Lori wusste
sofort, was sie zu tun hatte. «Es gibt Momente, in denen Gott Menschen und
Situationen in dein Leben stellt und du hast die Möglichkeit, etwas dafür zu
tun.» Nach Absprache mit ihren drei erwachsenen Söhnen bot die 53-Jährige
Jonathan an, ihn bei sich zu Hause aufzunehmen. «Für mich gab es in dieser
Situation keine Wahl», erinnert sich Lori. «Ich hatte Zimmer, ich war eine
Krankenschwester, ich konnte mich um ihn kümmern. Es war also nichts, was
schwierig zu entscheiden wäre, sondern etwas, das geschehen musste: Er musste
mit mir nach Hause kommen.»
Neues
Familienmitglied
Ihre Söhne sahen
das ebenso – und so zog Jonathan im Januar dieses Jahres bei ihr zu Hause ein.
Wenige Monate später wurde sie offiziell zu seinem Vormund und im August 2019
wurde die langersehnte Herztransplantation durchgeführt. «Ohne sie wäre ich
heute nicht derselbe», freut sich Jonathan Pinkard. Er selbst nennt Lori heute
«Mama» und ist ganz in die Familie integriert. Auch wenn er irgendwann
sicherlich ausziehen und eine eigene Familie beginnen wird, wird er derzeit
noch von Lori betreut, damit er die 34 Tabletten, die er seit der Herzoperation
täglich einnehmen muss, korrekt und zum richtigen Zeitpunkt schluckt. Bald wird er aber
wieder seine Arbeit als Hausmeister aufnehmen.
Und Lori Woord?
Die wurde durch ihre selbstlose Liebe zum Vorbild für viele ihrer Kollegen/innen –
und erhielt sogar eine Auszeichnung für ihr grosses Herz.